11. Südharz-Symposium am 28. Februar 2009 in Osterode am Harz
 
Der Südharz in seinen Museen -
Zusammenfassung der Ergebnisse

Firouz Vladi

Thema der Tagung war die Darstellung des Südharzes mit Alleinstellungsmerkmal Gipskarstlandschaft im musealen Raum; dazu gehört auch die Frage: wie lässt sich regionale Identität herausarbeiten und pflegen? Was gehört über den Gips als prägendem Gestein im Untergrund hinaus dazu? Wo finden sich Ausstellungen dazu bereits heute [im Folg. in Klammern]?
Dazu gehören die Schwerpunktthemen:

Natur und Landschaft am Südharz
  • Geologie: Alter, Entstehung und Lagerung der Gesteine, Entwicklung der heutigen Landschaftsformen im Eiszeitalter und seine Fossilien [Osterode, Bad Sachsa, Sangerhausen]
  • Höhlen, Erdfälle und andere Karsterscheinungen [Uftrungen, Bad Grund]
  • Fauna und Flora, Klima- und Wasserscheiden [Rossla, Bad Frankenhausen]
  • Das Wasser im Karst [?]
Mineralische Rohstoffe
  • Geologie und Lagerstätten [?]
  • der Landschaftswandel beim Abbau und nach der Renaturierung [?]
Mensch
  • Landnutzungs-, Wüstungs- und Territorialgeschichte am Südharz

  • [?, Walkenried]
  • Wirtschafts-/Sozialgeschichte des Gipses und seiner Industrie [Walkenried, Nordhausen]
  • Der Kupferschiefer, seine Landschaft, Fossilien, Pingen und mächtigen Spitzkegelhalden sowie die Bergmannstradition [Hettstedt, Rottleberode, Bad Sachsa]
  • Die Menschen in der Gipskarstlandschaft: Archäologie, Siedlungsgeschichte, Missbrauch [Scharzfeld, Osterode, Mittelbau-Dora]
  • Baugrund, Umweltschutz, Agrar-/ Forstwirtschaft in der Gipskarstlandschaft [Herzberg]
  • Südharz und Gips in der Kunst: Malerei, Plastik, Bauwesen [Nordhausen, Osterode].
Schon bei der Erstellung dieser Übersicht, insbesondere bei der Eintragung von Standorten in die eckigen Klammern fällt auf, dass im Hinblick auf diese Schwerpunktthemen keine Koordination besteht, und mancherorts das eine oder andere Thema eher beifällig präsentiert wird.
Eine zunehmend erfolgreichere Kooperation, Arbeitsteilung und Vernetzung zeigt beispielhaft der Geopark Harz. Er verbindet museale Anteile mit der Landschaft, den Aufschlüssen im Gelände. Kern und Peripherie - Regen und Sonne sind die Stichworte für eine evtl. erfolgreiche Museumsdidaktik und ein auch touristische erfolgreiches Marketing. Bei Sonne ins Gelände, geführt durch Infos aus den Museen, bei Regen ist der Gast im Museum oder einem angegliederten Untertage. Einen viel versprechenden Weg in ein solches modernes Infotainment zeigt auch EMIL, der virtuelle Führer zu den Plätzen der Bergbaugeschichte im Raum Clausthal-Zellerfeld.
Der Industrietourismus wird beispielhaft in Sachsen-Anhalt gefördert; die Vielzahl der Rohstoff- und Verarbeitungsbetriebe auch am Südharz bieten hierfür Chancen. Ein Tag der offenen Tür im Steinbruch und am Drehrohrofen, mehr noch, regelmäßige Besichtigungen an solchen Plätzen gehören in ein modernes Angebot und werden nachgefragt, dies zeigen die sehr hohen Besucherzahlen an Aktionstagen, derer sich der Förderverein Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg annimmt.
Eine schwierige Frage speziell für den Südharz ist die Förderung von Initiativen und Maßnahmen über die Ländergrenzen hinweg und wird es wohl auch bleiben. Im Klartext heißt dies, dass die Kooperationen in der Entwicklung und Umsetzung musealer Konzepte über Landesgrenzen hinweg wünschenswert und nötig, im Konkreten aber kaum förderfähig ist. Hier muss über geeignete Wege weiter nachgedacht werden.
Was uns „verbindet“ ist der Gips. Dies ist hier eher nicht medizinisch gemeint! Wie kann diese „Verbindung“ prägnanter und attraktiver herausgearbeitet werden?
  • Das Südharz-Museum im Gelände ist der Karstwanderweg Südharz. Die Fülle der Inhalte, wie sie sich bereits auf der Website www.karstwanderweg.de zeigen, ist ja unmöglich über Erläuterungstafeln im Gelände oder einen gedruckten Wanderführer zu vermitteln; wer trägt schon 2.000 Seiten auf der Wanderung mit sich herum? Erläuterungstafeln im Gelände sind teuer, verunstalten die Landschaft zugleich, stehen beim Foto von Landschaft oder Objekt unnötig im Bild und sind - dank des alkoholgeförderten ausufernden Vandalismus - oft von kurzer Lebensdauer. Die Unterhaltungskosten können von Vereinen kaum geschultert werden. Hier bieten sich digitale Medien an, etwa in Gestalt eines GPS-Wanderweges (Motto: „Weg vom Schild“). Gute und technisch sehr unterschiedliche Beispiele sind der schon erwähnte EMIL in Clausthal-Zellerfeld oder HERMANN im Thüringer Wald. Die Leaderprogramme sollten hierfür genutzt werden.
  • Der Wanderer wird nur Museen direkt an seinem jeweiligen Wanderweg aufsuchen. Mobiler wäre der Radtourist. Aber die anderenorts boomende Radtouristik wird im Harz - hier: am südlichen Harzrand - sträflich vernachlässigt. Mountainbikerouten im Gebirge ersetzen nicht die für Familien und Übernachtungen ausgelegten Fernradwege. Der hierzu vor Jahren im Kollektiv der damals 9 Harzlandkreise über den Regionalverband eingerichtete Harzrundweg nebst dem nicht weiter verfolgten Harzvorlandweg böten die besten Voraussetzungen. Es fehlt an Unternehmern vorrangig des Gastgewerbes, um diese Chance am Schopfe zu greifen.
  • Derzeit läuft die Erneuerung des Karstwanderwegs auf seinen 258 km Gesamtlänge. Die Beschilderung wird erneuert, die Trassenführung optimiert und eine Qualitätsmanagement nach den Richtlinien des Deutschen Wanderverbandes durchgeführt, dazu gehört auch ein verbesserter Verweis (Beschilderung und Internet) auf Museen und ähnliche Einrichtungen, die der Wanderer vom Weg aus, oder bei Kurzwanderern, mit dem Auto erreichen kann. Im Gegenzuge wäre es sehr wünschenswert, wenn auch aus den Museen, Schaubergwerken, Schauhöhlen und ähnlichen Einrichtungen auf den Karstwanderweg verwiesen würde: sowohl durch Druckschriften, Poster und Handouts als auch durch Verlinkung zur Seite www.karstwanderweg.de.
Dies sind Vorschläge in der Sache und im allgemeinen Interesse des gesamten Südharzes, wohl wissend, dass die meisten Museen in öffentlicher Hand geführt werden und weder an Arbeitskraft der nur halbtags oder ehrenamtlich beschäftigten MitarbeiterInnen noch an Mitteln nennenswerte Freiräume bestehen.

Am Ende bleibt noch die Frage nach dem Deutschen Gipsmuseum. Still scheint es geworden um dieses Projekt. Wir haben es als ein public-private-partnership-Projekt zu einer Zeit platziert, da unglücklicherweise mit der Mittelverknappung der öffentlichen Hand und der Rezession im Baugewerbe, dem Kernmarkt der Gipsindustrie, die Umsetzungschancen ungünstig waren. Aber alle Beteiligten stehen zur Idee und Grundkonzeption (www.gipsmuseum.de). Zwischenzeitlich tritt das Deutsche Gipsmuseum virtuell auf, insbesondere mit Vortrags- und Exkursionsveranstaltungen. Mit dem NatURZEITmuseum in Bad Sachsa und dem historischen Gipsofen in Neuhof sind Bausteine des Konzeptes schon ins Leben gerufen. Im Weiteren denken wir über ein virtuelles Gipsmuseum nach, dem zu späterer Zeit ein reales Museum folgen mag. Die beste Anregung hierzu fanden wir bisher im virtuellen Teil des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe, dessen Konzeption sich geradezu 1 zu 1 auf den Gips übertragen lässt: www.tuerkenbeute.de.

Zu Ort und Thema des 12. Südharz-Symposiums: Der Reihenfolge nach wäre es im Landkreis Mansfeld-Südharz, zuvor Landkreis Sangerhausen, auszurichten. Angeregt wird das Thema „Bergbaugeschichte, Mensch und Landschaft“ (noch nicht ausformuliert!).
Weitere Themen für folgende Jahre könnten sein:

  • Vom Knick zum Drahtverhau - Burgen, Grenzen und Territorialgeschichte am Südharz
  • Das Wasser im Karst - Hydrogeologie, Wasserwirtschaft und Umwelt
  • Bauen im Karst - Senkungsschäden, Prognose und Bauleitplanung
Für Anregungen sind wir stets dankbar!

Wie wäre es - als Ziel und Folge der heutigen Tagung - mit der Bildung einer überregionalen ArGeMuseenSüdharz, zumindest mit zunehmender Mitwirkung in der Kulturoffensive Südharz?

Zur Erleichterung oder Aufnahme der Kooperation über die Kreis- und Landesgrenzen hinweg sind auf separater Datei am Ende dieses virtuellen Tagungsbandes die Kontaktdaten aller musealen Einrichtungen am Südharz aufgeführt.

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