Nonnenkreuz, Erdfälle und Kalkröste

Das Steinkreuz - auch Nonnenkreuz genannt - stand ursprünglich innerhalb des Waldes und wurde 1930 „aus dem Grunde herausgeholt“ und an seinen jetzigen Standort am Waldrand versetzt. Der Karstwanderweg führt direkt an diesem Kreuz vorbei. Der rechte Kreuzarm weist eine Beschädigung auf. Kopfteil und Schaft des Kreuzes verbreitern sich zu ihren Enden hin. Das Kreuz ist heute ohne Inschrift. Hermann Löns soll angeblich die Jahreszahl A.D. 1632 auf dem Kreuz entziffert haben.

Geschiche und Sage sind eng verwoben, so dass eine Trennung nicht ohne weiteres möglich ist.

Eine ältere Einwohnerin von Barbis erinnerte sich noch gut an das, was sie einmal in der Schule über dieses Kreuz lernte: Der alte Drostenhof in Barbis - ein schöner Fachwerkbau an der Hauptstraße - soll früher ein Nonnenkloster gewesen sein. Bei einem Umbau fand man noch Gänge und altes Mauerwerk. Einmal wollte eine Nonne des Klosters in die Kirche des Dorfes Königshagen gehen. Der Weg führte über den Wahrberg. Auf der Höhe wurde sie von einem starken Gewitter überrascht und von einem Blitz erschlagen. Das Kreuz aus Kalkstein wurde zur Erinnerung an diese Begebenheit aufgestellt.

Auch Hermann Löns, der hin und wieder im Südharz fischte und jagte, kannte das Steinkreuz - wenn auch nicht seine Geschichte. In der Erzählung „Im Bebertal“, die 1902 oder wenig später entstanden sein muss, schrieb er:

„Im Warberg zwischen den tiefen, feuchten Erdfällen, abseits vom Wege, steht ein großes graues Steinkreuz, schon tief eingesunken im Laufe der Jahrhunderte. Was es bedeutet, weiß kein Mensch zu sagen. Da habe ich manches liebe Mal gesessen und so vor mich hingedämmert. Vor mir mümmelten die Hasen am Grase des Wegrandes, hinter dem Erdfall plätzten und fegten die beiden Böcke, die in der Fichtendickung ihren Stand haben, und über ihnen ätzte der Mäusebussard am Horst in der hochschäftigen Buche seine nimmersatte Brut.“

Auch in Löns' Erzählung „ Am Beberteich “ findet das Steinkreuz seine Erwähnung.


Hinter dem Nonnenkreuz liegen hier am nördlichen Ausläufer des Wahrberges zwei große und tiefe Erdfälle. Sie sind eine Folge der Verkarstung des Gipsgesteins, das das weitere Areal des Wahrbergs einnimmt. Dieser Gips, Hauptanhydrit oder in dem geologischen Profil als A3 bezeichnet, ist stark verkarstet, denn dieses Gestein ist leicht wasserlöslich. Geht man den Königshagener Ring nach Westen und dann hinab nach Königshagen oder nach Nordosten in Richtung Bebertal/Barbis stößt man auf zahlreiche weitere Erdfälle.

Aus: JORDAN, Heinz (1979): Der Zechstein zwischen Osterode und Duderstadt
(südliches Harzvorland). –Z. dt. geol. Ges. 130:145-163; Hannover

Etwa 150 westlich von hier liegt eine weitere Hohlform im Walde. Vielleicht war dieses ein Erdfall, die Spuren im Gelände deuten aber auf einen sehr alten Steinbruch hin, in dem das Gipsgestein noch in händischem Abbau gewonnen wurde. Westlich angrenzend lautet eine Flurbezeichnung „Kalkröste“, also ein Standort der Weiterverarbeitung des Gesteins zu Mörtel. Da dieses Gebiet zur Territorialherrschaft der Grafschaft Scharzfeld aus dem 11./12. Jahrhundert gehörte, ist zu vermuten, dass der zur Erbauung der Burg vor etwa 1000 Jahren verwendete helle Gipsmörtel (s. Foto) aus dieser zumal nächstgelegenen Lagerstätte stammt.

LIDAR Aufnahme 2019 LGLN Landesamt für Geo-information u. Landesvermessung Niedersachsen. Sie zeigt die Geländeoberfläche ohne Baumbestand; roter Punkt = Standort

GPS-Koordinaten
N 51.6016° E 10.3893°

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