Das Teufelsloch und der Klinkerbrunnen

I.

Beim Teufelsloche ist eine Wiese gewesen, die hat einem Bürger in Osterode gehöret. Da ließ einmal der Bürger Mist nach seiner Wiese fahren, wie aber der Fuhrmann ankam, lag schon Mist auf der Wiese, er freute sich darüber herzlich und ließ ihn auf eins von seinen andern Stücken fahren, wo er auch nötig war. Als sie nun hinkamen und mähen wollten, war die Wiese schon gemähet und als sie dachten, daß es Zeit würde, das Heu in Haufen zu bringen, war es auch schon in Haufen. Als sie nun aber hinkamen und wollten das Heu holen, ist es auch schon fort gewesen. So ist es fünf Jahre lang bei den drei Heuernten im Jahre hergegangen. Da legte der Bürger einmal Fallen, hiermit hat er den wilden Jäger gefangen, ihn tüchtig durchgepeitscht und laufen lassen. – In Herzberg hat sich der wilde Jäger einmal an einem Abende ein paar Semmeln gekauft und ist dann über das Teufelsloch hin nach Osterode zu gezogen. Auch die Frau Holle hält sich beim Teufelsloch auf. Früher, wo der eigentliche Fußweg von Osterode nach Herzberg dicht am Teufelsloche vorbeiging und sehr schlecht und sumpfig war, hat sie die Leute, die von Osterode nach Herzberg gegangen sind (wo die Frau Holle Leidfrau heißet) bis dahin verfolget, wo der Fußweg aufhörte.

II.

In Osterode waren zwei Wildwächter, davon hat der eine seinen Eid gebrochen und sich beim Teufelsloche einmal einen Hirsch gebuxt Seit dieser Zeit hat ihn die Frau Holle verfolget, und ihm nicht Ruhe gelassen, bis er sein Verbrechen selbst angezeiget hat. Auch hat er aus seinem Horne nach der elften Stunde keinen Ton herausbringen können. Den andern aber hat die Frau Holle mit Geld beschenkt.

III.

In Osterode sagt man den Kindern, daß bei dem Tapphäuschen im Teufelsloche ein Haken sei; dort würfe die Hebamme ein Stück Zucker ins Wasser, dann kämen die Kinder geschwommen und würden mit dem Haken herausgezogen.

IV.

Beim Teufelsloche spuken Figuren von menschlicher Größe mit Laternen umher, besonders bei einem jetzt abgebrochenen schiefen Baume, der über das Teufelsloch herüber hing. Es läßt dort um Mitternacht niemand hindurch, die Göttinger Botenfrau wußte davon zu sagen. – Große unförmliche Feuerklumpen, gleich dem ausgeschütteten Inhalte der Schmelzöfen, stürzen oft vom Himmel ins Teufelsloch oder Teufelsbad. Oft sah man auch den Schweif einer schwarzen Schlange aus der Mitte des Teufelspfuhls emporragen, in verwirrte Knoten sich zusammenziehen und in verrenkten Biegungen sich wieder auseinanderringeln.

V.

Das Teufelsloch ist sehr tief und soll einst eine Grube gewesen sein, die ein Mann aus Osterode namens Cludius besessen hat. Wie diese Grube schon über hundert Jahr verfallen war und die bösen Geister ihr Unwesen darin trieben, kamen einmal Männer, welche die Tiefe dieses Loches wissen wollten. Kaum waren sie über hundert Fuß herunter, so zogen die Bösen einen Kanal auf, der in diese Grube führete und den keiner wußte, und die ganze Gesellschaft mußte ertrinken. Hier bei diesem Loche soll ein Schuster aus Herzberg zur Strafe für seine Neugier Wache stehen, denn er war den fremden Männern nachgeschlichen und hatte zusehen wollen, wie sie in das Teufelsloch stiegen.

VI.

Als in Osterode noch Militär gelegen hat, ist einmal ein Soldat ausgegangen, Fische zu fangen. Er ging nach dem Teufelsloche und angelte da, fing auch einen recht großen Fisch. Voll Freuden huckte er seinen Fisch auf und trug ihn hin nach Haus. Er war aber kaum vor Osterode, da sprang der Fisch von seinem Buckel, gab dem Soldaten eine Ohrfeige und sagte: er solle ihn sogleich da hinbringen, wo er ihn bekommen hätte. Der Soldat weigerte sich so lange als möglich, zuletzt brachte er den Fisch aber doch wieder hin nach dem Teufelsloche und setzte ihn ins Wasser. Als der Fisch nun wieder im Wasser saß, sagte er zu dem Soldaten: dafür, daß er ihn aus dem Wasser genommen hätte, solle er in drei Tagen sterben. Als nun der Soldat nach Hause kam, ward er krank und starb am dritten Tage darnach. Im Teufelsloche sollen Fische von Mannsstärke sein, mit Moos von halber Armlänge bewachsen. Auch der Spielmann Wolf in Lerbach wußte viel von den Fischen im Teufelsloche zu erzählen. Er wollte sie einmal mit Pulver aus dem Wasser gesprenget haben, so daß sie an den umstehenden Tannen hingen.

VII.

Zwischen dem Teufelsbade und der Papenhöhe ist ein schwarzer Hund zu sehen, der geht um die Mitternachtsstunde ums Teufelsbad herum. Mit dem Teufelsloche hängt das Wasser in dem ziemlich fernen Klinkerbrunnen unter der Erde zusammen. Darin klingelt es wie eine Glocke, wenn man nur hineinspuckt.
 

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