Die Jungfer vom Sachsenstein

Bei den Zwergen vom Sachsenstein wohnte auch die Frau Holle und eine Jungfer mit Schlüsseln. Seit die Zwerge abgezogen sind, ist ein fahles Männchen im Sachsenstein gesehen worden. Ein Eingang in den Sachsenstein, der aber schwer zu sehen ist, führt in die Wohnung der Jungfrau und des fahlen Männchens und gleich vorn in der Höhle steht ein Tisch mit verschimmeltem Brod und mit Wein. Die Jungfrau aber erscheint entweder am hellen Mittage oder um Mitternacht.

Einmal hütete ein Schäfer da und schlief beim Hüten ein. Als er erwachte, erblickte er neben sich ein hübsches Blümchen, welches eine Lilie gewesen ist, pflückte es und steckte es, wie Schäfer thun, an seinen Hut. Gleich darauf erschien die Jungfrau mit Schlüsseln und fragte ihn, ob er mitgehen wolle. Als er nun mit ihr vor dem Eingange stand, gingen sie zuerst vor eine große eiserne Thür und an zwei Hunden mit glühenden Zungen vorbei. In dem Schlosse aber lag nichts als Gold und Silber und die Jungfrau sagte zum Schäfer, er möge sich soviel hinnehmen als er möge. Da füllte er zuerst seinen großen Schäferranzen, dann nahm er den Schäferhut ab und wollte ihn füllen. Dabei ließ er die Lilie fallen und die Jungfrau rief dreimal, er solle das Beste nicht vergessen. Er achtete aber dessen nicht und ging ohne die Blume fort. Als er aus dem Schlosse war, schlug die Thüre ihm fast die Hacken ab, da dachte er an die Blume, mit der er die Jungfrau hätte erlösen können, aber nun war es zu spät.
 

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