Die verwünschten Offiziere

In Osterode geht ein Hauptmann von den Soldaten, die früher in Osterode gelegen haben, in Hundegestalt spuken. Alle Abende um elf Uhr kommt er bei der oberen Mühle an dem Teile der Stadtmauer, welche die Schildwache genannt wird, zum Vorschein, geht langsam durch die Schildwache hindurch bis ins Johannisthor und dann wendet er sich bei der Johannisbrücke und geht am Magazine hinunter, wo er dann bei Kreits Steg verschwindet. Wenn ihm wer auf seinem Wege vorkommt, den verfolget er bis dahin, wo der hin will. Er thut aber niemand etwas zu Leide, nur den, der ihn neckt oder gar schlägt, beißt er. Als noch Militär in Osterode gewesen ist, hat dieser Hund immer die Posten aufgeweckt, wenn sie geschlafen haben, und nicht eher mit Scharren, Klopfen und Bellen angehalten, bis sie wieder wach gewesen sind. Es soll aber ein sehr großer Hund sein, von Gestalt der Fleischerhunde. – Auch wird in Osterode noch folgendes von einem Offizier erzählt. Es ist einmal ein Mann gewesen, dem hat das Haus über dem Kopfe verkauft werden sollen, weil er mehr Schulden als Haare auf dem Kopfe gehabt hat. Da hat er angegeben, das Haus könnten seine Gläubiger bekommen, aber es könnte sich keiner vor Spuken drin bergen. Ach, sagt die Obrigkeit, das wollen wir dann schon abbringen. Sie schickt also einen Mann Wache hin und sagt diesem, welcher mit Säbel und Pistolen bewaffnet gewesen ist, er solle nur gleich losschießen, wenn das Gespenst kommen sollte. Wie es nun zwölf Uhr geschlagen hat, kommt ein Gerassel zur Treppe herunter, macht die Stubenthür auf und tritt herein. Es war eine Wanduhr, die einen furchtbaren Lärm verursachte und die Wache fast taub machte. Die Wache legt an, kann aber augenblicklich nicht schießen wegen eines Schadens, den das Gewehr bekommen hatte. Die zweite Nacht wird ein anderer Posten hingeschicket, welchem eine runde Summe Geld geboten wurde, wenn er das Gespenst erlegen würde. Die Wache ist beherzet bis auf die letzte Zeit. Wie nun die große Uhr sich um zwölf der Wache nähert, legt die an und schießt durch Zufall das eine Gewichtstück ab und die Uhr fällt auseinander und ein Offizier steht da, welcher verwünschet lange Zeit in diesem Hause gewaltet hat. Die Wache bekam den versprochenen Lohn von der Obrigkeit, und auch der Offizier zeigete sich dankbar für die Errettung.
 

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