Die Armin-Werner-Sammlung

-von Ralf Nielbock-

Die sog. "Armin-Werner-Sammlung" gehört zum eigenen Magazinbestand des Museums Osterode. Sie stammt aus dem der Stadt Osterode am Harz 1956 übereigneten Nachlaß des Regierungsbaumeisters Armin Werner (1877 - 1955). Sein Naturalienzimmer mit der Sammlung wurde danach zunächst im 2. Stockwerk des Museums aufgestellt. Durch umfangreiche Umbauarbeiten in den nachfolgenden Jahren mußte die Sammlung dann allerdings im Magazin eingelagert werden.

Bei der Armin-Werner-Sammlung handelt es sich um eine in ihrer Systematik und von der Qualität der Fundstücke beeindruckende Mineralien- und Fossiliensammlung mit etwa 3000 Objekten, zusammengetragen zwischen 1910 und 1954. Die Sammlung setzt sich zusammen aus mitunter skurril auskristallisierten Mineralien-Großstufen und einer umfangreichen sog. Handstücksammlung. Dies sind mit dem Geologenhammer freihand quaderförmig und "in den Handteller passend" zugehauene Mineral- und Gesteinsproben. Die Schubkastenschränke sind bestückt mit Handstück-Proben aus dem Harz sowie einem Querschnitt durch das gesamte Reich der Gesteine und Mineralien. Ergänzt wird die "Naturaliensammlung" durch etliche aus Stein gefertigte kunstgewerbliche Gegenstände. Diese stammen - so der Inventarliste zu entnehmen - überwiegend aus der Anfang des 20. Jahrhunderts in Osterode ansässigen "Hofkunstanstalt" Köchendörfer.
 
Ausschnitt aus dem "Verzeichnis der Fundstücke" mit den wichtigen Angaben zu Fundstücken:
Bezeichnung, Fundort, (soweit möglich) Fundtiefe, Zusammensetzung, Zeitstellung; Fundjahr, Finder, Sammlungsplatz, Inventar-Nummer.

Armin Werner, gebürtig aus Uslar, war bereits durch das Elternhaus (sein Vater war Landvermesser), durch Ausbildung und Beruf den Geowissenschaften zugewandt. Er war im Bergbaubereich langjährig bei der Bohrverwaltung der Saline Schönebeck/Elbe tätig und befasste sich hier u.a. mit den Bohr- und Abteufvorhaben. Eintragungen in seinen zunächst handgeschriebenen Inventarblättern verweisen auf einen Beginn der Sammlertätigkeit im Jahr 1907. Zunächst überwiegen in der stetig anwachsenden Sammlung Fundstücke aus der Zechstein-Formation des Permzeitalters. Hier ist eine direkte Verbindung zum damaligen Salzbergwerk bei Schönebeck zu sehen. Neben verschiedensten Salzkristallen sind auch Bohrkerne aus diesem Bereich und weiteren Salinenregionen vorhanden. Einige Kerne und Salzproben in der Sammlung stammen aus dem sog. "Moltke-Schacht" der Saline. Findlings-Handstücke aus der Umgebung von Schönebeck und Magdeburg zeigen aber schon ein allgemeines Interesse am Aufbau einer Geosammlung. Zunehmend spezialisiert sich Werner auf das Sammeln von Gesteinsproben, er wird zum Petrographen. Seine Anerkennung in der Fachwelt erhielt er u.a. als Mitbegründer und langjähriges wissenschaftliches Beiratsmitglied der Zeitschrift "Der Aufschluß".
Beispiel für die Vervollständigung
der Sammlung:
Gediegenes Gold aus Siebenbürgen, 1924.

1930 erbaute er in Osterode an der Bleichestelle sein großes, herrschaftliches Wohnhaus, in das er ein Naturalienzimmer errichten ließ. 1931 zog er - bereits außer Diensten - ein und widmete sich fortan seinen Mineralienstudien. Armin Werner verstarb hier am 27. September 1955 ledig und kinderlos.

Wegbegleiter und Tauschpartner seiner Sammlerleidenschaft waren vor allem seine Brüder Heinrich (*1872) und Wilhelm (*1867), die sich beruflich ebenfalls dem Bergbau verschrieben hatten. Sowohl Heinrich als auch Wilhelm Werner waren zunächst Referendar und danach Bergassesor am Oberbergamt Clausthal.

Ab 1902 in St.Andreasberg tätig, war Heinrich Werner als Bergrat 1910 der letzte Leiter der Grube Samson. Er gilt als der Entdecker des Minerals Samsonit. Seine Andreasberger Sammlung bildet heute einen Kernpunkt des Mineralogischen Museums Münster.

Wilhelm Werner war zwischenzeitlich Hütteninspektor in Lautenthal. Nach Heirat mit der Hoelemann-Tochter Franziska übernahm er 1904 die Bleiwerke Hoelemann & Wolff in Osterode. Diese Firma, bereits 1812 von Schachtrupp gegründet, wird heute in der 3. Generation von der Familie Werner geführt.
 
Armin Werner in seinem Naturalienzimmer.

Die Ausstellung beinhaltet neben der in Vitrinen präsentierten Schausammlung der skurrilen und farb- und formschönen Mineralstufen die Inszenierung des Naturalienzimmers. Die Atmosphäre der Geosphäre im Mineralienkabinett des Armin Werner wird nachempfunden mit zweien seiner voll bestückten Gesteinsschränke sowie seinem Vitrinenschrank mit den "kunstgewerblichen Gegenständen aus Naturstein" (Originaleintrag im Inventarverzeichnis). Dazu gesellen sich Einzelstücke wie ein Ammonit als Wandbild, Erinnerungen an die Salinenzeit oder aus der Artefaktensammlung eine große Granitkugel, 1925 bei Luckenwalde gefunden und als möglicher frühgeschichtlicher Mahlstein interpretiert. Bizarre und zugleich markante Objekte sind die säulenartig aus einem Bodengestell aufragenden steinernen Bohrkerne. Auch die Ziersäule ist ein Bohrkern: Anhydrit, marmoriert, 1928, Pyrmont, aus 1220 m Teufe - so der Eintrag im Fundverzeichnis.
Mineralstufe mit Flußspatkristallen

Cumberland (G.B.), 1953 ,
Basisbreite ca. 25 cm

 Linker Bildrand: Fundzettel

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