Der Nordhäuser Roland
1953 (7)
S. 69, 78
Nordhausen

Eine Wanderung nach dem Kohnstein

Von Erich Rose, Fachgruppe Wandern

Wenn wir Nordhäuser wandern wollen, denken wir fast ausschließlich an den Harz. 40 Minuten Bahnfahrt und wir sind mitten in seinen herrlichen Wäldern. Aber wir brauchen gar nicht so weit zu schweifen. Ein schönes und immer lohnendes Ziel ist der Kohnstein, einer unserer vielen Südharzvorberge. Er liegt nordwestlich von Nordhausen. Wenn wir in den Harz fahren, leuchten linker Hand hell die weißen Kalksteinwände zu uns herüber. Kräftig steigt das ganze Gebirge des Kohnsteins aus der Ebene empor.

Zu unserem Bild auf der Titelseite:

„Blick auf den Kohnstein“

Wir wollen heute einmal eine Wanderung dorthin unternehmen. – Der schönste Weg führt durch den Stadtpark, am Schurzfell vorbei und weiter die Kohnsteinallee entlang, bis wir am Ende derselben vor einer alten Mühle, der Schnabelsmühle, stehen. Sie wurde im Jahre 1702 erbaut. Nun gehen wir den steilen Fußweg hinauf nach der Schnabelsburg. Heute ein Gasthaus, früher ein Wartturm der Grafen von Honstein, von dem aus die Söldner des Honsteiner Raubgrafen die Nordhäuser Kaufmannszüge belästigten. Nach einem Streite der freien Reichsstadt Nordhausen mit den Honsteinern wurde die Schnabelsburg im Jahre 1368 abgebrochen. Vom „Schnabel“ bietet sich uns ein wunderschöner Ausblick über Salza und Nordhausen hinweg bis zur Windleite und Hainleite im Süden. Nachdem wir die Gaststätte verlassen haben, geht es noch höher hinauf. – Nun haben wir einen herrlichen Blick nach Norden hin. Zu unseren Füßen sehen wir Niedersachswerfen liegen. Gegenüber sehen wir den Mühlberg, ein langgestreckter Höhenzug im Harzvorland, ähnlich unserem Kohnstein. Und darüber erblicken wir die lange Fette der Harzberge vom Ravensberg im Westen über den Poppenberg bis zum Eichenforst im Osten. Hier kann man mit dem Dichter sagen: „Trinkt ihr Augen, was die Wimper hält, vom schönen Überfluß der Welt.“ Hier oben erkennen wir auch die geologische Beschaffenheit des Berges. Er besteht aus Gipskalk, der heute sehr vielseitig verwendet wird. – Wenn wir nun weiter in den Wald hinein wandern, finden wir eine reiche Flora, über die wir uns freuen können. Im Frühling blüht hier die Leberblume, das Lungenkraut, der Lerchensporn, das Maiglöckchen. Auch einige seltene Orchideenarten und die prächtige Türkenbundlilie können wir bewundern. Leider begegnen wir auch vielen Mauerresten. Es sind die Trümmer des ehemaligen KZ Dora, die davon zeugen, daß es eine Zeit gab, wo Menschen andere Mitmenschen grausam zu Tode marterten. Wir stehen bald vor dem ehemaligen Krematorium, das heute als internationale Gedenkstätte daran mahnen soll, daß sich solche Grausamkeiten nicht wiederholen sollen. Nun wandern wir wieder in den Wald hinein zum Komödienplatz, dem Mittelpunkt des Gebirges. Von hier zweigen viele Wege nach allen Himmelsrichtungen ab. Wir erwählen uns den Weg, der durch das Hirschental zur Salzaquelle führt, die schon außerhalb des Waldes liegt. Eine Tafel verkündet uns, daß sie die viertgrößte Quelle Deutschlands ist. Es ist sehr reizvoll in das aus der Erde quillende klare Wasser zu schauen. Wenn wir nun müde sind von all dem Erwanderten und Geschauten, erreichen wir leicht die Haltestelle Krimderode der Harzbahn und fahren beglückt durch unser Heimaterlebnis wieder in unsere gute, alte Stadt Nordhausen zurück.

Zu unserem Bild auf der 4. Umschlagseite:

„Blick vom Kohnstein auf Niedersachswerfen“
Aufnahmen: Kurt Wilhelm, Nordhausen, Fachgruppe Foto.

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