Die Lage der Karstlandschaft Südharz

Christiane Funkel


Am Südrand des Harzes, des nördlichsten deutschen Mittelgebirges, erstreckt sich die mehr als 100 km lange Sulfatkarstlandschaft Südharz. Es ist sicher kein Zufall, daß Johannes THAL im Jahr 1588 in der "Sylva Hercynia" (220), der ersten publizierten Flora Deutschlands, ein Gebiet des Südharzes beschreibt, das bezüglich der Artenvielfalt seinesgleichen sucht. Diese Artenmannigfaltigkeit sowohl der Pflanzen- als auch der Tierwelt wird vor allem durch die hier zutage tretenden Zechsteinablagerungen mit gut wasserlöslichen Gipsen, Anhydriten und Salzen bedingt. Dadurch wurden unterschiedlichste Geländeformen ausgeprägt. Die Vielfalt an Karsterscheinungen in diesem, z.T. bis zu einigen Kilometern breiten Gürtel ist einmalig in Europa. Das Gebiet erstreckt sich über drei Bundesländer hinweg von Osterode in Niedersachsen über Neustadt in Thüringen bis nördlich von Sangerhausen in Sachsen-Anhalt. Auch der südlich des Harzes gelegene Kyffhäuser, der überwiegend in Thüringen liegt, ist, zumindest in Teilen, noch zur Karstlandschaft zu zählen. Das unverwechselbare Gesicht dieser Landschaft ist geprägt von über 2000 Karsthohlformen, wie Erdfällen und Dolinen, von mehr als 200 Höhlen, zahlreichen Bachschwinden und Karstquellen, steilen Felsabbrüchen, Magerrasen und zahlreichen mit Streuobst bestandenen Wiesenhängen sowie als Weiden genutzten Talflächen mit einigen Siedlungen. Die Südharzer Karstlandschaft ist im Gegensatz zu vielen anderen Karstgebieten der Erde in großen Bereichen von Vegetation bedeckt. Es dominieren auf den vielfältigen Oberflächenstrukturen, die aufgrund der Karsterscheinungen in den vergangenen Jahrhunderten nur eingeschränkt genutzt und besiedelt werden konnten, ausgedehnte Buchenwälder und andere Laubwaldtypen. Typisch für die Südharzer Karstlandschaft ist das große, in West-Ost-Richtung gelegene Auslaugungstal zwischen Uftrungen und Morungen, das von den zeitweise stark wasserführenden Bächen Thyra, Nasse, Leine und Gonna in sogenannten Durchbruchstälern gequert wird . In diesem Heft soll der sachsen-anhaltische Teil der Karstlandschaft vorgestellt werden. Aufgrund der komplizierten geologischen Verhältnisse ist eine genaue Abgrenzung des Gebietes schwierig. Die Autoren der einzelnen Beiträge fassen die Grenzen des von ihnen beschriebenen Bereiches unterschiedlich. In der Regel wird der Raum beschrieben, der den Zechsteinausstrich im Bereich des Südharzes sowie die angrenzenden Landschaftsteile, die keine verkarstungsfähigen Gesteine aufweisen, aber in enger Wechselbeziehung zum eigentlichen Karst stehen, umfaßt. Das betrachtete Gebiet erstreckt sich im Landkreis Sangerhausen über die Landschaftseinheiten Mittel- und Unterharz, Helmeniederung (Goldene Aue), Südharz und Unstrut-Schichtstufenland und Kyffhäuser (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Überarbeitete Landschaftsgliederung Sachsen-Anhalt
Stand Oktober 1998

Der Verlauf der Landesgrenze markiert die West- und Südgrenze, der Verlauf der Grenze des Landkreises Sangerhausen in etwa die Ost- und Nordgrenze des beschriebenen Gebietes. Die Karstlandschaft im engeren Sinne zieht sich im Landkreis Sangerhausen als schmales Band von West nach Ost und ist hervorragend von einem fast 50 km langen "Karstwanderweg" erschlossen, der von der Heimkehle bei Uftrungen an der thüringischen Landesgrenze bis nach Pölsfeld verläuft. Ein geringer Anteil der sich nördlich an dieses Gebiet anschließenden Harzabdachung und des Harzplateaus, das durch Quellenreichtum und Bäche charakterisiert wird, ist zusätzlich in die Betrachtung einbezogen, da diese Bäche das Wasser aus dem Harz in den Zechsteinbereich abführen (234).


220. THAL, J.: Sylva Hercynia. - Frankfurt, 1588. - 133 S.

234. VÖLKER, C; VÖLKER, R.: Biosphärenresevat "Südharzer Karstlandschaft". Naturräumliche, strukturelle und wirtschaftliche Analyse Anteil Sachsen-Anhalt. 3 Teile. - Uftrungen: Ingenieurbüro Völker, 1994

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