Das Gipskarstgebiet bei Düna im Südharz
(Niedersachsen) gefährdet?

Bei Düna im Südharz, in der Nähe von Osterode, liegt das letzte noch unberührte größere Gipskarstgebiet nicht nur der Bundesrepublik Deutschland, sondern Mitteleuropas überhaupt. In diesem Gebiet können nicht nur die Entstehung und Entwicklung von Gipshöhlen und Erdfällen studiert werden, sondern auch der gesamte oberirdische Formenschatz des typischen Gipskarstes. Derzeit vermittelt dieses Gebiet, dessen Kernstück vom Naturschutzgebiet Hainholz eingenommen wird, noch den landschaftlichen Gesamteindruck eines Gipskarstgebietes. Schon vor einigen Jahren sind in diesem Gebiet Bohrungen mit dem Ziel durchgeführt worden, die Voraussetzungen für die Eröffnung eines neuen Gipsabbaues in diesem Bereich zu prüfen. Es besteht nun die Absicht, über die teilweise Opferung der Gipskarstlandschaft zur weiteren Ausweitung der im Südharz ohnehin schon überaus ausgedehnten Gipswerke zu verhandeln. Da alle anderen Abschnitte des Südharzer Gipskarstes zwischen Osterode und der Grenze gegen die Deutsche Demokratische Republik bei Walkenried durch die Abbaue bereits zerstört oder stark verändert sind, würde damit die letzte Landschaft zerstört werden, die für vergleichende Studien über die Entwicklung des Gipskarstes im mittel- und westeuropäischen Raum noch zur Verfügung steht. Es genügt keinesfalls, nur die beiden bedeutenden Gipshöhlen — Marthahöhle und Jettenhöhle — mit ihrer nächsten Umgebung zu erhalten, das Zwischengelände aber zu zerstören. Nur dieses erlaubt die Erfassung der Beziehungen zwischen Höhlen und Oberflächenentwicklung und der Zusammenhänge zwischen Zonen gehäuften Höhlenvorkommens, Zonen gehäuften Auftretens von Erdfällen und Zonen wenig charakteristischer Karst-Oberflächenformen. Vom wissenschaftichen Standpunkt her müßte daher im vorliegenden Fall mit allen Mitteln die Ausweitung des Naturschutzgebietes über die westlich und südlich des derzeitigen geschützten Bereiches liegenden Zonen mit Erdfällen (vgl. Abb. 1) angestrebt werden.

Außer verschiedenen Fachleuten und einschlägigen Institutionen in der Bundesrepublik Deutschland haben auch der Verband österreichischer Höhlenforscher und die Internationale Union für Speläologie den Herrn Kultusminister des Landes Niedersachsen und den Niedersächsischen Landtag, dessen Kulturausschuß mit der Angelegenheit befaßt ist, ersucht, die Erhaltung und den dauernden Schutz dieser einzigartigen Landschaft durchzusetzen und zu gewährleisten und der teilweisen Aufhebung des Naturschutzes nicht zuzustimmen.

Dr. Hubert Trimmel (Wien)


TRIMMEL, Hubert (1972): Das Gipskarstgebiet bei Düna im Südharz (Niedersachsen) gefährdet?- Die Höhle 23, H.2, 73-75, [1 Abb.], Wien

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