Von dem Stollen.

Weilen ich albereit in dem Vorhergehenden etwas von dem Stollen gedacht habe, so will dem curieusen Leser berichten, was dasselbe eigentlich vor ein Gebäue sei, und wozu solches ferner nutze. Es ist aber ein Stollen eine nicht gar zu weite, doch sehr lange und so wohl auff denen Seiten als oben mit Holtz ausgebauete Höle, welche unter einem Berg-Werck in einem Thal oder Grund angefangen, und unter der Erde durch das Gestein und Ertz als ein Gang, biß in eine oder mehr Gruben getrieben worden. Der Nutz desselben ist fürtrefflich, denn ausser dem, daß mit solchen, wie schon im Anfange dieses Capitels erinnert worden, einer Wasser-nöthigen Grube das Wasser benommen wird, ziehet auch durch denselben ein gutes Wetter oder eine gesunde frische Lufft in eine Zeche ein, und hingegen der Schwaden wieder heraus. Dieser Schwaden aber ist eine faule mit gifftigen, von denen Witterungen derer Ertze herrührenden, Dünsten vermischte Lufft, so die Gruben-Lichter auslöschet, und zu Zeiten die Berg-Leuthe gar plötzlich tödtet, oder doch zum wenigsten ihnen auff die Lunge fället, davon sie hernach Bergsüchtig werden, keichen, und nach und nach verdorren. Ferner können die Berg- Leuthe durch den Stollen eines und das ander aus-und in die Grube bringen. Sonst kan auch ein Curiosus wohl durch den Stollen auff dem so genannten Treck-Wercke, welches über dem im Stollen befindlichen Wasser auff Stegen gelegte Hölzer oder Breter sind, aus der Zeche gehen; allein, weilen das Mund-Loch des Stollens oder der Ort, da das Wasser zu Tage ausfliesset, sehr weit von der Grube entfernet ist, so geschiehet solches selten, und lassen sich die Curiosi mehrentheils nur, um die Zeit zu gewinnen, gedachtes Mund-Loch mit dem Theil, so sich an der Grube befindet, zeigen, indem sie von dem ersten Führer schon berichtet worden, daß, wer beides in Augen-Schein genommen habe, sich auch leicht die Beschaffenheit des gantzen Stollens einbilden könne, weilen solcher also durch und durch gebauet sei.

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