Von der Schartzfeldischen oder Schartzfelsischen Höle.

Nach der Baumans-Höle ist die Schartzfeldische oder vielmehr Schartzfelsische Höle Besehens würdig: weilen darinnen ebenfalls etliche curieuse Sachen anzutreffen sind: Die Einwohner des Landes nennen aber dieselbe insgemein die Zwerg-Löcher, und sind selbige am Unter-Hartz in der alten Graffschafft Hohnstein, nicht weit von dem Schloß Schartzfels im Gehöltze und Busch-Werck gelegen, wie denn auch die Höle von jetzt gemeldeten Ort den Nahmen bekommen hat: So nun jemand dieselbe zu sehen verlanget, muß er in dem nahe dabei liegenden und zum Ambte gehörigen Dorffe Schartzfeld sich nach einem Führer umthun, worzu denn derselbe leicht gelangen kan; weilen niemand daselbst allein über die Höle, wie bei der Baumans-Höle geschiehet, bestellt ist, sondern viele von denen Einwohnern sich hierzu gebrauchen lassen, worunter anjetzo ein Mann ist, der die so genannten Brauschauffen verfertiget, welcher guten Bescheid in der Höle weiß; wiewohl auch andere gefunden werden, denen es hieran ebenfalls nicht mangelt; wenn er alsdenn einen Führer ausgemacht, und mit demselben des Trinck-Geldes wegen einig worden, so begiebt er sich mit demselben auff den Weg, und kömmet durch allerhand Holtz- und Busch-Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Höle, alda derselbe an statt der Leiter auff denen Aesten eines an denen Zweigen behauenen Baumes hinunter klettern, und sich dabei in Acht nehmen muß, daß er nicht falle, und also eher als er es verlange, hinab komme: so bald derselbe aber auf den Boden gelanget, so ist alle Gefahr vorbei, und stellet sich vor Augen eine grosse aus einem Felsen-Stein bestehende Höle von solcher Höhe, daß auch wohl eine vormahls im Kriege sehr gebräuchliche aber nunmehro aus gewissen Ursachen mehrentheils wieder abgeschaffte lange Soldaten-Pique darinnen auffrecht stehen kan; Inwendig ist dieselbe fast aller Orten mit einem dicken Tropff-Stein gleichsam übertünchet und überzogen, und gehet man in dieser Höle eine ziemliche Länge fort biß zu dem Eingange, der in die folgende Höle gehet, wodurch man ebenfalls eine gute Weile zu kriechen hat, ehe man in die andere Höle gelanget, welche der vorigen an der Weite und Höhe nichts nachgiebet. Aus dieser kriechet man auff vorige Art mit ziemlicher Mühe, doch ohne einige Gefahr, weiter in die dritte, und von dar in die vierdte Höle, und so weiter, denn derselben sehr viel nach einander folgen, wie denn etlliche Führer berichten, daß man fast eine Teutsche Meile lang dergleichen Hölen hinter einander antreffe; massen sie dieselben so weit durchkrochen, und doch kein Ende gefunden hätten. Die Kälte ist in diesen Hölen ebenfalls, als in der Baumans-Höle, zu vermercken, und fast noch stärcker als daselbst, wie denn, solche zu mäßigen, ingleichen den Tag oder das Licht in dieselbe zu bringen, in etlichen Hölen oben an der Decke runde und andere in unterschiedener Gestalt verfertigte Löcher gefunden werden, wovon zwar viele mit Stein und Erde wieder verfallen und verstopffet sind. Diese Löcher hält der gemeine Mann vor die Ein- und Ausgänge der Hölen, wodurch die Zwerge vor Alters, ihren Gedancken nach, vermittelst einer Leiter, sollen ein- und ausgestiegen sein, es ist aber glaublicher, daß solches nur Lufft-Löcher gewesen, und vielmehr angeführter Ursachen halber gemachet worden. Es sind auch in der Scharzfelsischen Höle eine solche Menge derer Schlupff-Löcher anzutreffen, daß es nicht genugsam zu beschreiben ist; massen allerwegen Klüffte vorhanden sind, die bald gleich vorwärts gehen, bald aber zur Seiten lauffen, und kan man aus einer in die andere kommen; dahero solches ziemlicher massen mit einem Labyrinth oder Irr-Garten kan verglichen werden, denn derjenige, so in die Hölen sich begeben, nicht so leicht sich wieder daraus finden wird, wenn er nicht sehr wohl und genau alle Ecken, die er vorbei gegangen, in Acht genommen und gemercket hat; Es sind aber gemeldete Schlupff-Winckel an etlichen Orten so reine, als wenn sie mit einem Besen ausgekehret worden, hingegen sind etliche derselben gantz durch das Graben derjenigen, die darinnen Metallen oder das unicornu fossile gesuchet, verdorben, und mit Stein und Erden angefüllet worden. Was den Tropff-Stein anbetrifft, so ist derselbe nicht allein in der ersten Höle, wie albereit gemeldet, sondern auch in etlichen andern anzutreffen, ob schon der Gipffel oder Spitze des Berges, darinnen die Höle lieget, aus sehr trocknen Kalck-Steinen bestehet; massen etliche Seiten derer Hölen mit dem Tropff-Wasser stetig befeuchtet werden, und fallen die Tropffen davon mit solchem Schalle auff den Boden, daß die Unwissenden vermeinen, es regne darinnen; derohalben solches auch von etlichen Führern das Tropff-Spiel genennet wird; wenn solche Tropffen jemand auff die Kleider fallen, und darauff ausserhalb denen Hölen von der Lufft trocken werden, so entstehen daraus weisse Flecken, aus welchen hernach ein weisses sandichtes Pülverlein fället, wenn man dieselben ausreibet, welches aus einem aufgelöseten Steinmarck und Kalck-oder Gyps-Stein bestehet. Es wollen Unterschiedene unter denen Führeren berichten, daß offtmahls in denen Hölen, sonderlich zu Nacht-Zeit, ein so grosses Ungewitter und Donnern verspüret würde, daß auch die Hölen davon erschütterten, und sagen einige, daß sie solches selber gehöret hätten, als sie einesmahls über Nacht darinnen geblieben wären, die Ursach aber schreiben sie gemeiniglich denen Erd-Teuffeln und Gespenster zu, solte nun dasselbe, als es erzehlet worden, sich also in der That und Wahrheit verhalten, so kan zwar nicht in Abrede sein, daß der Teuffel nicht solte ein solches Geprassel, das einem Donner gleich komme, verursachen können; Allein ich halte gäntzlich davor, daß die einfältigen Führer zu Zeiten sich in ihrer Meinung sehr betriegen, indem zu der Zeit, da sie sich des Nachts darinnen befunden haben, offtmahls leichtlich kan ausserhalb denen Hölen ein starckes Donner-Wetter entstanden sein, durch dessen Hefftigkeit die Hölen nicht allein von aussen, sondern auch inwendig erschüttert worden, weilen der starcke Donner-Knall so wohl durch etliche annoch offene Lufft-Löcher, als auch den Eingang, in dieselbe mit Gewalt sich gedrungen, und daselbst durch den Wieder-Schall vielfältig verdoppelt hat; Daß aber dergleichen Resonantz oder Wieder-Thon kein erdichtetes Werck sei, kan man leicht bei andern Hölen und hohl gemachten corporibus, voraus bei etlichen musicalischen Instrumenten, wahrnehmen, als welche insgesamt wegen des in der Cavität oder Höle vielfältiglich an- und wieder zurück schlagenden Schalles entweder hefftig oder gelinde wiederthönen, nachdem der anschlagende und zurück prallende Schall starck oder schwach ist, auch die Hölen und andere hole resonirende corpora groß oder klein sich befinden und dieserwegen viel oder wenig Lufft in sich haben, welche von dem Thon oder Schall bewegt worden, wovon ich schon in der Beschreibung der Baumans-Höle gemeldet habe. Ueber vor gedachtes wird auch von der Scharzfelsischen Höle der Orten insgemein erzehlet, wie nemlich einesmahls auff den Abend Petri und Pauli sich fünff und zwantzig Personen mit einander eidlich verbunden hätten, diese Hölen gäntzlichen zu durchkriechen, und derselben Beschaffenheit, recht zu erkundigen, zu welchem Ende von denselben nicht allein viele Lichter, Leiter und Schnüre, sondern auch auff etliche Tage Speise und Tranck mitgenommen worden; Als sie nun auff solche Art über neun hundert Klaffter weit in die finstern Hölen gekrochen, wären ihnen darinnen sehr viele curieuse Sachen vor Augen kommen, unter andern aber gantze Palläste, allerhand schöne Bilder und Säulen, welches alles aus Tropff-Stein bestanden, und von dem Tropff-Wasser so schön gebildet worden, als wenn solches durch Kunst und Menschen Hand geschehen gewesen, ingleichen hätten sie daselbst etliche schöne Brunnen-Quellen, fliessende Wasser, viele Knochen und gantze verwesete Cörper von ungewöhnlicher und grausamer Grösse angetroffen, auch wären sie in viele heimliche Schlupff-Winckel gerathen, und als sie durch dieselbe gekrochen, auff solche grosse Plätze kommen, daß sie auch alle fünff und zwanzig neben einander gehen können, welches sie so lange angetrieben, biß sie weiter fortzukommen nicht mehr vermocht, alsdenn dieselben gezwungen worden, den Rück-Weg wieder zu nehmen, und durch Hülffe derer bei dem Eingange angebundenen und an einander geknüpfften Schnüre oder Fäden sich aus denen Hölen zu machen, dieses sei ihnen zwar also geglücket, hätten aber doch in denselben ihre vorige Gestalt ziemlich verlohren, und wären von der in denen grausamen Hölen und Oertern ausgestandenen Furcht und grossen Kälte dergestalt im Angesicht erblichen und verstellet worden, daß sie auch deswegen fast nicht mehr zu erkennen gewesen, als sie wieder zu Hause angelanget. Endlich wird das so genannte unicornu fossile oder gegrabenes Berg-Einhorn auch in dieser Scharzfelsischen Hölen gefunden, bei weiten aber nicht mehr in solcher Menge als vor diesen, da es darinnen von denen Benachbarten vielfältig ausgegraben, und von denselben, darunter noch einige anjetzo am Leben sind, unter andern meinem seeligen Vater Johann Hennig Behrens, weiland E.E. Raths Apothecker alhier, häuffig zu Kauffe gebracht wurde, als welcher solches nicht allein vor die von E.E. Rathe gepachtete Apothecke behielt, sondern auch an andere Oerter, da solches nicht gegraben wird, versendete, und daselbst denen Herren Apotheckern und Materialisten wieder verhandelte. Da nun auff vor erzehlte Weise sehr viel davon aus der Höle geholet worden, so hat es wohl nicht anders sein können, als daß solches nach und nach abnehmen, und weniger werden müssen, wie denn auch dieserwegen dasjenige, was zu dieser Zeit in die Höle gegraben wird, mehrentheils nur dasselbe ist, was vormahls entweder nicht gefunden, oder seiner Schwärtze halben verachtet worden, und also unter denen in der Höle befindlichen Stein- und Erd-Hauffen liegen geblieben. Gedachtes Einhorn aber ist nicht einerlei Gestalt; denn bald siehet solches als wie ein Horn, Hirn-Schädel, Kinn-Backen, Schulter-Blat oder Rück-Grad aus; bald stellet dasselbe eine Rippe, Zahn, Schinn- und Hüfft-Bein, auch andere Knochen, so von Menschen und Thieren herkommen, für, auch wird welches angetroffen, daß eine unförmige Masse oder ungestalter Klumpe ist, so da entweder sehr wenig oder gar im geringsten nicht die Figur eines Knochens an sich hat; dieserwegen sind von dem gegrabenen Einhorn schon vor langer Zeit unterschiedene Meinungen entstanden, massen diejenigen, welche das erste, nemlich daß solches wahrhafften Menschen- und Thier-Knochen, ähnliche, betrachtet haben, auff die Gedancken kommen sind, als müste dasselbe nothwendig ein animale, oder eine von einem Menschen oder Thier herkommende Sache sein; Andere aber, denen die unförmlichen Stücke sehr im Kopffe herum gegangen, haben vermeinet, es hätte dadurch die Natur ihr geheimes Spiel genugsam verrathen, und zu verstehen gegeben, daß es kein animale, sondern minerale oder mineralisches Gewächs sei, welches in der Erde also gewachsen, und von der spielenden Natur formiret oder ausgearbeitet worden. Nechst diesen haben sich gleichsam Neutralisten angefunden, welche weder die erste noch die andere Meinung allein gebilliget, sondern so wohl der einen als der andern beigepflichtet haben, gäntzlich davor haltende, daß man alhier distinguiren, und einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn machen müsse; massen ein Theil desselben ein wahrhafftes animale, nehmlich versteinerte Knochen eines Thiers, das lange in der Erden gelegen, sei, da hingegen ein anders kein animale, sondern würcklich ein mineralisches Wesen oder Berg-Gewächse wär. Es hat aber jede Meinung ihre Patronos oder Verfechter vor sich, welche solche mit probabilibus rationibus und argumentis zu defendiren sich euserst bemühen, ob schon solches ohne Difficultäten nicht abgehet: denn diejenigen, so solches vor ein animale oder versteinerte Knochen ausgeben, solches damit beweisen wollen, daß dasselbe, wenn man es gegen rechte Knochen halte, mit denselben in essentialibus überein komme, und natürlich als selbige gestalt sei, woher aber die Versteinerung solcher Knochen entstehe, sind dieselbe unter einander nicht einig; massen etliche dasselbe bloß dem Stein-machenden Wasser zuschreiben; Andere aber dawider einwenden, daß solches allein nicht vermöge, gedachte Veränderung derer Knochen zuwege zu bringen, weilen das Wasser unmüglich in die Knochen, ihrer Härte und Festigkeit wegen, gelangen könte, wenn dieselben nicht vorhero durch das unterirdische Feuer also calciniret, und dergestalt porös oder lucker und löchericht gemacht worden, daß das Stein-machende Wasser leicht sich eindringen, und selbige in eine andere, nemlich steinerne Natur nach und nach verwandeln könne, und solche Calcination sei auch Ursach, daß man mehrentheils aus dem gegrabenen Einhorn durch das Feuer dasjenige nicht bekomme, was sonst vermittelst der Destillation aus andern nicht versteinerten Knochen gebracht werde, weilen durch die Calcination diejenigen Theile, so ein Oehl und flüchtiges Saltz in sich haben, guten Theils verzehret worden, und nur die truckenen irdischen zurück geblieben wären; Noch andere, die solches vor ein animale halten, lassen die vor gemeldete Petrification oder Versteinerung derer Knochen fahren, und geben vor, daß solche einig und allein in der Erde von denen daraus steigenden feuchten und warmen Dünsten gleichsam per calcinationem Philosophicam, oder Vaporosam, wie die Chymici reden, calciniret würden, und liessen solche Dünste nicht zu, daß sie daselbst vermoderten, sonderlich, wenn die Erde nicht gar zu feucht, sondern trucken, sandig oder leimicht wäre. Gleichwie nun die Verfechter vor gedachter Meinung in dem Punct der Versteinerung solcher Knochen streitig sein, also können sie sich auch nicht vertragen, wovon solche ursprünglich herkommen, massen viele es mit dem gemeinen Manne halten, welcher gäntzlich in denen Gedancken stehet, daß solches nichts anders als Beine von dem Einhorn, als einem in der Heiligen Schrifft gedachten vierfüßigen Thiere, sein, deswegen solche Knochen auch von denselben insgemein gegraben Einhorn genennet werden, es sind aber dieselben zu dieser Meinung dadurch verleitet worden, weilen sie gesehen oder gehöret haben, daß offtmahls an unterschiedenen Orten gantze Sceleta oder Gerippe von denen vermeinten und verweseten vierfüßigen Einhörnern gefunden und ausgegraben worden; wie denn unter andern der wegen seiner unvergleichlichen Mathematischen Wissenschafft hoch-berühmte Herr Otto de Guericke, weiland Chur-Fürstl. Brandenburgischer Rath und Hoch-verdienter Bürgermeister zu Magdeburg, in seinen Experimentis Magdeburgicis lib. 5 cap. 3 fol. 155 erzehlet: wie es sich Ann. 1663 in Quedlinburg zugetragen habe, daß daselbst in dem Berge, der Zeunicker-Berg genannt, alwo die Kalck-Steine gebrochen würden, ein gantzes Sceleton oder Cörper eines Einhorns sei gefunden worden, das vor der Stirn ein lang ausgestrecktes und wie eines Menschen Schinn-Bein dickes Horn gehabt, welches Sceleton hernach der Durchlauchtigsten Fürstin und Aebtißin zu Quedlinburg von denjenigen, so solches gefunden, sei überantwortet worden. Andere vermeinen, daß solche Knochen nicht allein von den Einhörnern, sondern auch zu Zeiten von den Elephanten wären, welches sie ebener massen mit denen Elephanten-Cörpern, so an etlichen Orten unter der Erden, auch noch An. 1695 bei Burg Tonne in der Sand Grube angetroffen worden, darzuthun gedencken. Nechst diesen finden sich wieder etliche, die da vorgeben, daß solche Beine allemahl so wenig von Einhörnern als Elephanten wären, in Betrachtung, daß dieselben ebenmäßig offtmahls von großen ungeheuren Riesen-Cörpern herrühreten, und vermeinen sie, daß man solches leicht daraus abnehmen könte, daß nicht selten die so genannten Einhorns-Gräber und andere Leuthe in währendem Graben auff gantze Gerippe Menschen Knochen kommen wären, welche ungemein groß gewesen, massen man in dem Theatri Europæo Meriani part. 5 fol. 574 finde, daß Ao. 1645 die Schweden bei der Nieder-Oesterreichischen Stadt Krembs ein Riesen-Sceleton ausgegraben hätten, dessen Kopff wie ein mittelmäßiger runder Tisch groß gewesen, und habe ein Zahn von denselben sechstehalb Pfund gewogen, die Arm-Röhre aber sei so dicke als ein Kerl gewesen, und die Höle des Schulter-Blats von solcher Weite, daß eine Carthaunen-Kugel hinein gegangen, auch bezeuge Eckstormius in seiner Epistel mit dem Autore der Topographie oder Oerter-Beschreibung derer Länder Braunschweig und Lüneburg fol. 32 & seq. wie einesmahls ein gantzes menschliches Sceleton in der Baumans-Höle sei gefunden worden, welches von einer solchen Grösse gewesen, als ein Mensch immer in der Welt hätte sein mögen, woraus er auch einfölglich und ohne Zweiffel geschlossen habe, daß vor Alters die Riesen überaus groß müsten gewesen sein, dergleichen Exempel sie mehr anführen könten. Auff was Art aber die vor gemeldete Einhörner-, Elephanten- und Riesen-Cörper in die Hölen und andere gedachte Oerter gerathen sind, können sie sich ebenfalls nicht gäntzlich vergleichen; denn etliche darunter davor halten, daß selbige einig und allein in der allgemeinen und erschrecklichen Sünd-Fluth, wormit GOtt die gantze Welt bestraffet gehabt, auch das vom Abend gegen Morgen wütende Nord-Mehr dahin geschwemmet, und entweder mit Erde, Stein und Sand, oder denen von der Gewalt des Wassers abgerissenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge, als wovon die Hölen entstanden wären, bedecket worden; Andere aber geben zwar zu, daß solches in währender Sünd-Fluht geschehen sei, sind aber dabei der gäntzlichen Meinung, daß auch nach derselben von Kriegs- und Kauff-Leuthen Elephanten in Teutsch-Land und andere Länder wären gebracht worden, deren Cörper man nach ihrem Tode daselbst, wo sie gefunden worden, habe begraben lassen. Ob nun schon dieselben also in etlichen Stücken sich nicht gar wohl vertragen können, so sind sie doch ingesamt in diesem einig: daß das gegrabene Einhorn ein animale sei, und halten es mit denselben unterschiedene Autores, unter welchen auch der seelige Herr Doctor Conring ist, als welcher in seiner dissertatio de antiquo Helmstadii statu pag. 13 saget: wie es unmüglich sei, daß die Natur an und vor sich selbst ohne Zuthun eines andern Thiers vollkömmliche Beine formiren könne, dergleichen Anfänglich in Mutter-Leibe gemacht, hernach durch langes Wachsthum zur Perfection gebracht worden. Es antworten aber hierauf diejenigen, so das unicornu fossile vor ein minerale und Spiel der Natur halten, daß wenn die Verfechter voriger Meinung solche vermeinte Knochen nicht obenhin, sondern genau angesehen hätten, sie alsdenn eine solche Gleichheit als sie sich eingebildet nicht würden angetroffen haben; massen man an denenselben, sonderlich denenjenigen, so wie die Kinn-Backen aussehen, solche wunderliche Apophyses oder Processus wahrnehme, die wider die Osteologiam oder Anatomische Beschreibung derer Knochen lieffen, und niemahls ordinarie bei denen Menschen- und Thier-Beinen zu finden wären; wie es denn ebenfalls unter solchen unechten Knochen dergleichen Stücke gebe, so gantz ungestalt und mit keiner Figur eines rechten Beines überein kämen; Gesetzt auch, daß etliche Stücke von dem unicornu fossili die rechte und natürliche Gestalt eines Menschen-oder Thier-Knochens accurat hätten; so wären doch dieselben deswegen keine wahrhaffte Beine, denn nicht allemahl dasjenige würcklich ein Knochen sei, was demselben ähnlich wäre: derowegen man von der euserlichen Gestalt dieses mineralis ohne eine daraus kommende absurde Folge nicht argumentiren könte, sonst auch andere lusus naturæ, nemlich die in denen Schiefer-Steinen offtmahls befindliche steinerne Fische, cornua Ammonis und mehr Arten derer figurirten Steine, nothwendig dasjenige sein müsten, was sie præsentirten oder denen Augen vorstelleten, welches doch falsch sei, weilen selbige nur Steine ihrer Art wären. Ferner opponiren dieselben wider den ignem subterraneum, auch die daher derivirte Calcination und Versteinerung derer Knochen, daß viele mit dem Autore der Philosophiæ Veteris & Novæ Burgundiacæ Tom. 2 part. 2 cap. 2 p. 413 billich davor hielten, wie das unterirdische Feuer nicht aller Orten gefunden werde; derowegen sie erstlich beweisen müsten, daß man solches daselbst, wo das unicornu fossile gegraben werde, gewiß und ohnfehlbar antreffe, welches sie aber mit untadelhafften Wahrheits-Gründen nicht würden darthun können, massen in denen meisten Hölen, darinnen das gegrabene Einhorn zu finden sei, keine Wärme als ein Zeichen des unterirdischen calcinirenden Feuers, sondern vielmehr eine große Kälte, fast durch das gantze Jahr, verspüret werde; wäre nun ein solches Feuer nicht vorhanden, so könne man leicht erachten, daß auch nothwendig die angeführte Calcination von sich selbst hinweg fallen müsse, und wenn sie auch schon zugeben wolten, daß das unterirdische Feuer derer Orten vorhanden sei, so vermöge doch solches nicht dergleichen Calcination zu vollbringen; denn wolte man dadurch eine actuale oder wahre Calcination, so mit starckem Feuer geschehe, verstehen, so müsse man die Knochen nicht daselbst lassen, sondern in den Berg Vesuvium, Ætnam oder andere berühmte Feuer-speiende Berge werffen, wenn sie solten recht calciniret werden. Solte es aber gleichsam eine Philosophische Calcination sein, so wäre denen Herren Chymicis bekannt, daß solche ebenfalls einen ziemlichen Grad des Feuers erfodere, und ohne heisse Dünste unmüglich geschehen könne, welche man doch nicht vermerckte, wenn man in die Erde, darinnen das unicornu fossile vorhanden sei, ein Loch machte, und die Hände hinein steckte. Dieweil aber also ihre auff die Bahn gebrachte Calcination, wo nicht gar unmüglich, dennoch sehr ungewiß und unerwiesen sei; so hielten sie davor: daß auch die Versteinerung derer Knochen eben auf solchem Fundament bestünde; weilen ihrer etlicher Bekänntniß nach das Steinmachende Wasser vor der Calcination durch die poros und meatus derer Knochen nicht kommen können, dahero sie glaubeten, daß eher die Knochen mit einer steinernen Materie überzogen würden, oder gar verweseten, als daß dieselben ein steinernes Wesen annehmen solten. Gleicher Gestalt halten die Patronen dieser Meinung alles dasjenige, was vom Gegentheil wegen derer vermeinten Einhörner-Knochen vorgebracht worden, vor blosse und ungegründete Muthmassungen, und dieses deswegen, weilen noch biß hieher streitig und nicht ausgemacht sei: was eigentlich das vor ein grausames und wildes vierfüßiges Thier müsse gewesen sein, welches in der Heil. Schrifft den Nahmen eines Einhorns bekommen habe, und welches man unter denjenigen Einhörnern, davon unterschiedene Autores melden, heutiges Tages vor das rechte halten solle; daß solches alles aber auff lauter ungewissen Gründen beruhe, wollen dieselben folgender massen beweisen: erstlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft, nemlich Herr Doctor Lucas Osiander, weiland Hoch-verdienter Würtenbergischer Theologus Orthodoxus, und andere mehr, nichts Vollkommenes von der eigentlichen Beschaffenheit derer vor der Sünd-Fluht gewesenen Einhörnern setzten, auch solches aus Mangel einer gründlichen Nachricht und vollkommener Beschreibung nicht zu thun vermöchten, woran auch wenig gelegen wäre, weilen es keine Sache sei, so zu der Seelen Seeligkeit gehöre; zum andern: weilen so viele Einhörner bei denen Scribenten gefunden würden, daß man nicht wissen könne, welches das rechte sei, massen Martinus Zeillerus in seinen Episteln und zwar part. & centur. 1 epist. 26 pag. 77 & seq. berichtet, daß Ludovicus di Barthema von Bononien aus Italien bürtig in seiner Orientalischen Reise-Beschreibung libr. 1 de Arab. cap. 18 pag. 20 melde, wie er auff seiner Reise in Arabien zu Mecha, als des Mahomets Vaterlande, zwei Einhörner gesehen hätte, so dem Sultan daselbst von einem König aus Æthiopia oder Mohren-Land vor einen sonderlichen Schatz wären verehret und mit einem Gitter-Werck verwahret worden, deren das gröste sich einem drittehalb jährigen wohl gewachsenem Fohlen oder Füllen vergliche, und ein Horn bei drei Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe; das andere aber sei fast wie ein jähriges Fohlen, und dessen Horn ungefehr fast vier Spannen lang gewesen, beide aber hätten Köpffe wie ein Hirsch gehabt. Ferner sage auch Marcus Paulus Venetus libr. 3 descript. Orient. c. 15 daß man im Königreich Basinam Einhörner mit einem Schweins- Kopff finde, so etwas kleiner als ein Elephant wären; Ingleichen würden auch unter die Einhörner gerechnet der in denen Wüsten des Mohren-Landes sich auffhaltende Wald-Esel, das Nasen-Horn, sonst Rhinoceros genannt, und andere mehr, derer gemeldeter Zeillerus in angeführten Episteln centur. 3 Epist. 790 pag. 171 gedacht hätte. Bei solcher Vielheit derer Einhörner geben diejenigen, so das unicornu fossile vor kein animale halten, einem jeden unpassionirten zu bedencken: Ob solches ohne Streit abgehen könne, wenn etliche solten befraget werden: welches unter vor gedachten Einhörnern dasjenige sei, wovon die Heilige Schrifft schreibe; denn einer dieses der ander jenes davon halten, und doch nicht gewiß wissen würde, ob er das rechte erwehlet habe, wie denn auch dieserwegen Lorentz Catelan, Apothecker zu Mompelier sich fälschlich einbilde das rechte Pflöckgen getroffen zu haben, indem er in dem 1. Capitel seines Tractats von Einhörnern, dessen Zeillerus an letzt gedachtem Ort gedachte, vorgebe: daß das rechte Einhorn in Indien gefunden und Cardazonus oder Löwen-Horn, seiner Stärcke und Grausamkeit halber, genennet werde; sintemahl derselbe solches eben so wenig als vorgemeldete, für gewiß sagen könte, sonderlich da es ziemlich fabelhafftig heraus käme, wenn er berichte: welcher Gestalt solches am meisten durch Jungfrauen gefangen werde, zumahl auch ausser diesen ein grosser Glaube darzu gehöre: Ob sich alles in der That und Wahrheit also befinde, als die Autores von denen Einhörnern geschrieben hätten. Hieraus schliessen nun diejenigen, welche der Meinung sind, wie das unicornu fossile nichts anders als mineralisches Erd- und Berg-Gewächs sei, daß, weilen der Gegen-Part vor erzehlter massen nicht wisse, was das Einhorn eigentlich vor ein Thier sei, hätte auch sein Lebetag keinen Knochen davon weder in Natur noch in Kupffer gesehen, und gegen das unicornu fossile gehalten, davon er doch sonst ein groß Wesen machte, so könne er auch mit Wahrheits-Grunde nicht sagen, daß das gegrabene Einhorn rechte Knochen von einem wahren Einhorn wären, und wenn gleich einige hierwider einwenden wolten, daß, ob man schon keine gantze Sceleta oder einzelne Knochen von denen rechten Einhörnern habe, dennoch davon schöne gantze Hörner an vornehmer Potentaten Höfen und in berühmten Städten, nemlich zu Dresden im Chur-Fürstenthum Sachsen, S. Denis in Franckreich, Windsor in England, Friedrichsburg in Dännemarck, ingleichen zu Strasburg, Venedig und andere Oerter mehr finde, welche höher als Gold geachtet, und als eine grosse Rarität denen Fremden gezeiget würden, wovon eine curieuse Person leicht ein Muster nehmen, und mit dem gegrabenen Einhorn conferiren könne, so solten doch dieselben wissen, daß sie sich in ihrer Meinung grausam betrogen fänden; massen dieselbe mit denen mineralischen nicht überein kämen, indem die gegrabenen so genannten Einhörner mehrentheils glatt und grau aussehen, die vermeinten rechten aber hätten keine andere als weisse Farbe, und wären mit Striemen also rund umgeben, daß mancher schweren solte, es wären dieselbe nicht natürlich, sondern durch eines Künstlers Hand zu solcher gewundenen Schnecken-Linie gebracht worden. Uber dieses wären auch gedachte Hörner von keinem vierfüßigen Einhörnichten Thiere, wie solches diejenigen, so damit gehandelt, ihres sehr grossen Wuchers wegen, vormahls denen Leuthen weiß gemachet, auch dieserwegen dasselbe vornehme und gelehrte Personen festiglich geglaubet hätten, weilen man nunmehro hinter solche Stücke kommen sei, und erfahren habe, daß solche Hörner von einer Gattung Wall-Fische herkämen, welche in den Mitternächtigen Meer oder Nord-See, sonderlich bei der Norwegischen Insel Island gefangen, und von denen Isländern Narvval genennet würden, welchen Nahmen solche Wall-Fische deswegen bekommen hätten, weilen sie sich bloß vom Aase nehreten, welches auff Isländisch Nar und Hual ein Wall-Fisch hiesse, deshalben diejenigen sehr irreten, die ihnen den Nahmen Nahvval geben. Ebener massen könne man auch dieselben proprie oder eigentlich keine Hörner nennen, weilen sie sich in der maxilla superiori oder Ober- Kiefel, und nicht in der Hirn-Schale, wie sonst der Hörner Art sei, befänden, und also mehr unter die Zähne als Hörner zu rechnen wären, wie solches alles Olaus Wormius in seinem Musæo libr. 3 cap. 13 fol. 280 & cap. 14 fol. 282 ingleichen Johann Ludwig Gottfried in seiner Historia Antipodum part 3 fol. 635 und Henrich Sivers in seinem verdeutschten Bericht von Grönland cap. 9 pag. 18 mit mehrern bezeugeten; Als welche von solchen Einhörnern insonderheit geschrieben, und davon denen Curiosis accurate Abrisse mitgetheilet hätten, welches auch verursachet habe, daß solche Einhörner nicht mehr bei ihrem vormahligen hohen Preis geblieben, sondern nunmehro gemeiner und ziemliches Kauffs worden wären. Weiter wird von denen Patronis der vor gedachten Meinung nicht zugegeben, daß das gegrabene Einhorn Elephanten-Knochen, wie einige wollen, sind, aus denen Ursachen, weilen nicht  fundamentaliter oder gründlich könne erwiesen werden, auff was Art und zu welcher Zeit die Elephanten vormahls in Teutschland, alwo dieselben notorischer massen nicht ordentlicher Weise gefunden würden, gebracht, und daselbst, einiger Vorgeben nach, an unterschiedene Oerter nach ihrem Tode begraben worden; Denn wenn sie schon zugeben wolten, daß die Soldaten und Kauff-Leuthe, welches aber doch noch ungewiß, und lange nicht gäntzlich ausgemachet sei, die Elephanten einesmahls mit dahin geführet hätten, so käme es doch ihnen unglaublich vor, daß dieselben sich solten die Mühe und Weile genommen haben, um eines Elephantens willen ein solches grosses Loch, darinnen ein solches ungeheures von 14 bis zu 24 Werck-Schuh hohes Thier hätte können eingescharret werden, zu graben oder machen zu lassen, und zwar so tieff, daß der todte Elephante bei eilff Ellen tieff unter die Erde komme, wie dem bei Burg Tonna gefundenen vermeinten Elephanten wiederfahren sei, als welchen man eilfftehalb Ellen tieff in der Sand-Grube steckend angetoffen habe, dieserwegen hielten sie vielmehr davor, daß die Soldaten und Kauff-Leuthe viel eher ein solches Aas würden haben entweder liegen, oder da solches der Ort nicht zugegeben, als ein ander todtes Thier auff den Schind-Anger bringen, und daselbst in freier Lufft verfaulen lassen, als daß sie sich um ein solches unnöthiges und mühsames Elephanten-Begräbniß bekümmert hätten: Ob nun auch gleich andere dieses verbessern und sagen wolten, daß die Elephanten-Cörper durch die Sünd-Fluht auff allbereit gedachte Art in Teutsch-Land gebracht wären, so käme ihnen doch nicht allein unglaublich, sondern auch unmüglich vor, daß solche abscheulich schwere fleischerne Hügel oder Berge, wie von etlichen die Elephanten genennet würden, in der Sünd-Fluht über tausend und mehr Meilen Weges aus Asia und Africa, als wo sich die Elephanten mehrentheils auffhielten, solten in Teutsch-Land fortgetrieben, und nicht unter Weges geblieben sein; Denn wenn dieselben zu Zeit der Sünd-Fluht auff der Ebene ersoffen wären, so könne man leicht erachten, daß die Gewalt des Wassers solche an die vielen, so wohl innerhalb Asien und Indien, als auch zwischen hier und Teutsch-Land liegende hohe Berge würde geworffen haben, weilen die Berge in der Sünd-Fluht nicht alsobald, sondern erst nach Verlauff viertzig Tagen und Nächten mit Wasser gäntzlich bedecket worden, unterdessen dieselben leicht hätten verfaulen oder von denen sich daselbst auffgehaltenen Raben und andern Fleisch-fressenden Vögeln auffgezehret werden können. Nun sei glaublich, daß, wo nicht alle, doch die meisten, so wohl zahme als wilde Elephanten auff ebenen und niedrigen Orten durch Uebereilung der Sünd-Fluht umkommen wären, weilen sich dieselbe ohne Zweifel daselbst ihrer Schwere wegen auffgehalten hätten, und auff hohe Berge zu klettern nicht vermöchten; Gesetzt auch, daß etlichen Elephanten, so nicht gleich anfänglich mit drauff gangen wären, sondern sich mit genauer Noth noch salviret hätten, die grosse Gefahr gelehret hätte, auff hohe Berge über ihr Vermögen zu steigen, und wären darauff von der nachfolgenden Wasser-Fluht ersäuffet worden, so sei doch ebenfalls zu glauben, daß dieselben auff solche Art auch nicht in Teutsch-Land kommen, sondern auff dem gedachten weiten Wege versuncken, und auff dem Grunde mit Sand, Erde oder Steinen bedecket und verschwemmet wären, sonderlich da ohndem die todten Elephanten im Wasser leicht unterzugehen pflegten, nicht allein ihrer grausamen Schwere wegen, sondern weilen sie auch nach ihrem Tode alsobald zu faulen anfiengen, und darauff wie andere faulende Cörper auff den Grund des Wassers fielen; daß aber die Elephanten das vor andern Thieren besonders hätten, daß ihr Cörper leicht faule, wollen sie daher beweisen, weilen Johann. Baptista Tavernier in seiner Reise-Beschreibung in Indien lib. 1 cap. 18 fol. 73 Teutscher Edition melde, wie er in Acht genommen habe: daß, ob wohl der Elephante bei seinem Leben eine sehr harte Haut habe, dennoch dieselbe, so bald er gestorben, dem Vogel-Leim gleich anzutreffen sei, welches man vor nichts anders, als eine gewisse Anzeigung einer anfangenden Fäulung halten könne; über dieses lauffe es ebenfalls wider die gesunde Vernunfft, wenn etliche vorgeben: daß die Elephanten in der Sünd-Fluht durch das von Abend gegen Morgen stürmende Nord-Meer nach Teutsch-Land und andere in Europa liegende benachbarte Länder gebracht wären, denn ihnen der hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregten starcken Wellen contrair oder zuwider gewesen, als wodurch sie vielmehr weiter in das Land gegen Morgen und Mittag, alwo Asien und Africa liege, als gegen Mitternacht in Teutschland würden fortgetrieben sein; Massen bekannt sei: daß auf dem Wasser nichts gegen Wind und Wellen treibe, wie denn auch hieraus leicht ein jeder ersehen könne: daß dasjenige, was jetzt vorgebracht worden, so wenig als die andern vorhergehenden Meinungen bestehen mögen, und wenn schon einige weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der grossen Sünd- und See-Fluht gemeine Thiere in Teutsch-Land gewesen, und nachgehends in derselben umkommen wären, so würde es ihnen doch nichts helffen, weilen sie dadurch nur das onus probandi auff den Hals bekämen, auch dieserwegen solches erstlich glaublich machen, und wie es sich gebührete, beweisen müsten, welches denn ohne Absurditäten nicht abgehen würde. Neben dem wird auch die Meinung dererjenigen verworffen, welche das gegrabene Einhorn vor Beine von Riesen-Cörpern ausgeben, massen die Autores, so dasselbe vor ein blosses minerale erkennen, ebenmäßig sagen: daß die Verfechter solcher Meinung nicht damit auffkommen könten, und wenn es zum Beweis käme, derselbe bei weiten nicht so groß als eines von denen angegebenen Riesen-Cörpern sei, als welche, ihrer grausamen Grösse wegen, von keinem Enakim, Goliath, Og zu Basan oder andern in der Heiligen Schrifft gedachten Riesen herrühren könten, sondern vielmehr von monstris oder grossen Miß-Geburten derer Riesen müsten herkommen sein, wenn man dieselben vor rechte Riesen-Cörper halten wolte, indem der Og zu Basan nicht über acht Ellen hoch gewesen sei, welches man aus dem 5. Buch Mosis cap. 3 vers. 11 ersehen könne, indem daselbst berichtet werde, daß dessen Bett nur neun Ellen in die Länge und viere in die Breite gehabt hätte; wenn man nun eine Elle davon abziehe, weilen dasselbe nothwendig grösser, als der Riese so darinnen geschlaffen, gewesen sein müsse, so blieben acht Ellen zur Höhe des Riesens übrig, welche aber noch lange nicht an diejenige Länge käme, so die vermeinten Riesen-Cörper zu Zeiten hätten, daraus auch gewiß zu schliessen sei, daß solche keine rechte sceleta von wahrhafften Riesen wären, welches man zur Gnüge erweisen könte, wenn man nicht alleine die Grösse des Kopffes aus der Geometrischen Proportion betrachtete, sondern sich auch die Rechnung von den grossen Zähnen machte, welches beides sie sich auch, um ihre Meinung zu behaupten, bedienen wolten: unerachtet nun ein Zahn von dem größten Menschen nicht viel über ein Quentlein wiege, wie Gesnerus in seiner Historia animalium davor hielte, und solches die Erfahrung bezeugete, so solte doch, damit sich der Gegen-Theil nicht zu beschweren habe, ein Zahn vor ein halb Loht gerechnet, und davon die Rechnung auff einen sechstehalb pfündigen Riesen-Zahn gemachet werden, da denn das Facit heraus käme, daß solcher Riesen-Zahn, salvo errore calculi, drei hundert und sechs und neunzigmahl grösser als der größte ordinaire Menschen-Zahn wäre; Ferner wolten sie die Höhe eines Menschen auff zehn Werck-Schuh oder fünff Ellen rechnen, da doch ordinarie die größte Person heutiges Tages nicht so hoch sei, und darauff die Rechnung ziehen, versichrende, daß die Arithmetica oder Rechen-Kunst gewißlich darthun werde, wie ein solcher vermeinter Riese ebenfalls drei hundert und sechs und neunzigmahl grösser als ein zehenschühiger Mensch müsse gewesen sein, und bei zwei hundert und sieben und vierzigmahl den Og zu Basan an der Länge übertroffen haben, dergleichen Riesen-Mensch jemahls auff der Welt und in rerum natura gewesen zu sein kein Verständiger verhoffentlich glauben und statuiren werde. Nichts weniger wollen vorgedachte Autores diejenigen hören, welche vorgeben, daß aus denen in der Sünd-Fluht abgerissenen Spitzen und Bergen die Hölen entstanden wären; denn hätte es vor der Sünd-Fluht schon Berge gegeben, über welche das Gewässer funffzehen Ellen gegangen, wie in der Heiligen Schrifft nemlich im 1. Buch Mosis cap. 7 v. 20 zu ersehen sei, so würden auch folglich und ohne allen Zweiffel in etlichen derselben natürliche von keines Menschen Hand gemachte Hölen gewesen, und nicht erstlich darinnen nach der Sünd-Fluht geworden sein. Endlich verwundern sich dieselben, daß man die Natur vor so ohnmächtig halte, und nicht zugeben wolle, daß dieselbe an und vor sich selbst vollkömmliche Beine ohne Zuthun eines Thieres formiren könne, da doch dieselbe wohl andere Sachen bilde, die mehr verwunderlich als Knochen wären, und hindere daran nicht, daß sie zu Zeiten in etlichen Stücken irre, und dieselben nicht vollkömmlich fürstelle. Dieses sind nun die Ursachen, warum einige darauf bestehen, daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere sei, und halten dieselbe gäntzlich davor, daß daraus genugsam erhelle, wie übel solches von etlichen unter die Knochen gerechnet worden, da es doch in der That und Wahrheit ein mineralisches Gewächs und solcher Stein wäre, der nur offtmahls eine euserliche Gleichheit mit denen Knochen hätte, dahero auch die heutigen Medici und Physici dasselbe unter die mineralia setzeten, wie unter andern D. Daniel Sennertus in seiner Epitome Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schrœderus in seiner Pharmacopæa medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan hätten, auch daß es darunter gehöre von D. Johann. Laurent. Bauschio in seinem Schediasmate curioso de unicornu fossili mit vielen Autoribus, rationibus und exemplis erwiesen sei; wie man denn ebenfalls bei dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derselbe schon zu seiner Zeit gewust habe, daß Beine aus der Erde wüchsen, und steinerne Knochen gefunden würden, welches von nichts anders als von dem unicornu fossili auff gewisse Art zu verstehen sei, ohnerachtet des Plinii Meinung dem Zacuto Lusitano libr. 1 Med. pinc. histor. 24 auch dem Garciæ ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopff gewolt, und dieserwegen von beiden vor unglaublich gehalten worden, sei es also mehr als zu gewiß, daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere, sondern von einem mineralischen Wesen herrühre, sonderlich da auch dessen Materie und genesis oder Ankunfft solches bezeuge. Wegen gedachter Materie aber haben die Autores nicht einerlei Gedancken, indem einige mit dem Libavio part. 3 singular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß solche eine bituminosische Erde oder dergleichen Erd-Asche sei. Andere hingegen vermeinen, daß man dieselbe vor nichts anders als einen verdorbenen und gleichsam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen könne und so weiter, welche doch ingesamt weit vom Ziele schiessen, und diejenigen nur am allernechsten dabei kommen, welche glauben, das die materia proxima oder näheste Materie des begrabenen Einhorns eine fette und thonige Erde sei, welche zu Latein Marga, auff Deutsch aber Mergel oder Steinmarck genennet, und an vielen Orten Teutsch-Landes, sonderlich um den Hartz herum, häuffig gefunden wird, wie man denn auch nicht gar weit von der Schartzfelsischen Höle eine grosse Mergel-Grube antrifft, daraus die da herum wohnende Land-Leuthe den Mergel holen, um damit ihre Aecker und Wiesen zu düngen, weilen sie denselben an statt des Mistes brauchen, wie vielen bekannt ist. Aus solcher Mergel-Erde wird nun das gegrabene Einhorn generiret, wenn nemlich ein durch die Berg-Ritzen fliessendes unterirdisches Stein-Wasser oder steinigter Safft sich mit derselben genau vermischet, und so flüßig machet, daß sie von dar in Gestalt einer Milch oder dünnen Masse durch die Erd-Löcher in einen gewissen holen Ort, als in eine Form oder Model fliesset, in welchen solche dünne Materie nach und nach dicker, auch endlich, wenn die blosse wässerige Feuchtigkeit sich gäntzlich verzehret hat, daselbst coaguliret, und in einen Stein verwandelt wird, welches denn auch keine unmügliche Sache ist, weilen gedachtes Stein-Wasser mehrentheils aus solvirten oder auffgelöseten Steinen bestehet, und vermittelst seiner irdischen und saltzigen Theile, auch darinnen coagulirenden salinischen spiritus lapidifici leichtlich dergleichen Versteinerung verursachen kan: Was nun vor gemeldete Erd-Mutter oder Patrone vor eine Gestalt hat, das nimmet auch die darinnen coagulirte Masse an, denn ist die Mutter nach der Form eines Knochens von Menschen oder Thieren disponiret, so siehet das Kind derselben sehr ähnlich, und hat der steinerne Knoche alsdenn die eigentliche Gestalt eines natürlichen Knochens an sich; wenn aber die patrone unförmlich, so wird auch daraus nicht leichtlich ein gebildetes sondern vielmehr ungebildetes Stück herkommen. Diesem nach siehet man hieraus, welcher Gestalt die Beschaffenheit des Ortes, worinnen der von dem Stein-machenden Wasser solvirte Mergel geflossen, viel zur Formirung solcher Figuren helffe, wiewohl auch einigen, denen solches nicht genug zu sein scheinet, zugegeben wird, daß dieselben zugleich ihre formam von einer durch den Archæum terræ oder den Spiritum universalem dahin gelegten idea nehmen: Es geschiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich auff einmahl, sondern allgemach, dahero auch an denen Orten, wo der Raum zu wachsen vorhanden gewesen, offtmahls solche Stücke angetroffen werden, die durch den täglichen, vielfältigen Zufluß zu einer solchen Grösse gelanget, daß auch ihnen keine Knochen von dem größten Menschen oder Thiere, so jemahls in der Welt gefunden worden, zu vergleichen sind; dahero auch diejenigen, welche das gegrabene Einhorn vor kein animale halten, zu erkennen geben, wie unbillich einige solche von der Natur gekünstelte Knochen-Bilder vor Riesen-Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Betreffend diejenigen Autores, so gleichsam Neutralisten sind, und keinem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein beifallen, sondern einen Unterschied unter denen wahrhaffligen versteinerten und denen mineralischen Riesen-Einhorns-und Elephanten-Knochen machen und das erste mit dem seeligen D. Ettmüllern in seiner mineralogia cap. 8 oper. fol. 428 ein falsches, das andere aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen, so bedienen sich dieselben des von dem seeligen Herrn D. Paulo Ammanno, wohlverdienten Praeceptore auff der Universität Leipzig, und meinem vormahligen in Botanicis Professore in der Vorrede seiner Medicinae Criticae sehr gelobten Syncretismi Medici, und lesen dasjenige aus, was in ihren Kram dienet, sie halten aber unter andern davor, daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und Augenschein nehmen müsse, ob dasselbe von diesem oder jenem Thiere wäre, denn wenn jemand ein Sceleton vor Augen käme, dessen gantze textura mechanica auff einen Elephanten ziele, und accurat auch in behöriger Proportion mit eines rechten natürlichen, von D. Moulins in Englischer Sprache, auch von Johann. Rajo in seiner Synopsi Animalium quadrupedum pag. 131 & seq. beschriebenen, Elephanten-Sceleto überein komme, so sei auch dasselbe gewiß von einem Elephanten, welches aber von etlichen, wie aus Vorhergehenden zu ersehen, nicht will angenommen werden. Nicht viel besser geht es dem Kirchero, wie er in seinem mundo subterraneo libr. 8 cap. 4 den Unterschied zwischen den mineralischen und versteinerten Beinen lehren und sagen will, daß die rechten Knochen ihre inwendige hole Röhren, darinnen vormahls das Marck gesessen, behalten hätten, die mineralischen aber gar nicht hohl, sondern durch und durch gantz feste wie ein Stein wären, denn solches ebenfalls nicht perpetuae veritatis ist, und allezeit eintrifft; massen man auch zu Zeiten unter denen mineralischen Knochen etliche findet, die da hohl sind und Marck-Knochen haben, ob sie schon sonst in andern Stücken mit einem rechten animalischen Knochen nicht allerdinges übereinkommen, dahero auch solches in specie zu sagen sehr schwer fället. Hieraus kan nun ein Curiosus leicht ersehen, was man vor einen Zweispalt des gegrabenen Einhorns wegen schon vor diesem gemacht habe, und ist solcher alte Disputat vor etlichen Jahren gleichsam wieder auffgewärmet worden, als ein Sand-Gräber im Anfange des Decembris 1695 bei dem in dem Hoch-Fürstlichen Sächsischen Gothaischen Gebiethe gelegenen Dorffe Burg-Tonna einen sonderlichen Cörper gefunden; Indem das Hoch-Löbliche Collegium Medicum in Gotha denselben, vermöge eines darüber Anno 1696 den 14. Februarii verfertigten und heraus gegebenen Berichts, vor ein mineralisches Gewächs und Spiel der Natur gehalten, da hingegen im April Ann. 1696 derer von Herr Fritschen in Leipzig verlegten so genannten monatlichen Unterredungen einiger guten Freunde nicht will zugegeben werden, daß solche ausgegrabene grosse Beine ein unicornu fossile proprie dictum sein, sondern es wird darinnen von dem 302. Blatt an biß zum Ende statuiret: daß solche nichts anders, als wahrhafftige versteinerte Beine von einem Elephanten wären, und haben beide Theile an gedachten Orten allerhand argumenta zu Defendirung ihrer Meinung vorgebracht. Ob ich nun schon mich in solchen curieusen Schrifft-Streit zu mischen nicht gesinnet bin, und einem jeden leicht gönne, daß er, wie man zu sagen pfleget, auff seinen fünff Augen bleibe dennoch, wenn ich meine Meinung hievon sagen solte und müste, wie offt von guten Freunden, denen etwas von dem Tonnischen unicornu fossili zu Händen kommen, begehret worden, so wolte ich es mit dem wohl gedachten Collegio Medico halten: als dessen rationes mir viel wichtiger als des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen, salva tamen illius autoritate, vorkommen, wie man auch aus Vorhergehendem leicht ersehen wird, und ich über dieses noch im Zweiffel stehe, ob dasselbe, was in vor besagten Unterredungen vor ein versteinertes Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden, würcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter röhtlicher der terrae sigillatae ähnlicher bolus gewesen sei, welcher durch einen lusum naturae in solche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet wird, was solches Marck vor einen Geruch und Geschmack gehabt habe. Aus vor gemeldeten Ursachen halte ich gäntzlich davor, daß dasjenige, so unter dem Nahmen eines Hartzischen gegrabenen Einhorns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale sei, massen ich dasselbe in grosser Menge, sonderlich bei meinem seeligen Vater, unter Händen, und Stück vor Stück genau beschauet gehabt, und könte ich dieserwegen solches genugsam erweisen, wenn nicht solches zu Verhütung fernerer Weitläufftigkeit unterlassen müste. Sonst haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben, indem dasselbe von ihnen bald unicornu minerale und Ebus fossile oder gegrabenes Elffenbein, bald Osteites, Ceratites, Monoceros Vulgi, Lithomarga alba und so ferner genennet wird, nachdem dieselben solches vor diese oder jene Sache gehalten haben; die Farbe desselben ist mehrentheils weiß-grau, schwärtz- oder gelblicht, selten aber alleine natürlicher Weise gantz und gar weiß, und rühret der Unterscheid von der Beschaffenheit des Mergels und Stein-machenden Wassers, als woraus das gegrabene Einhorn bestehet, her; denn wenn dieselben reine, und mit keiner unreinen irdischen Materie vermischet sind, so kan auch daraus nichts anders als ein weisses Stücke entstehen, da hingegen, wo die impuritates terrestres Oberhand in gedachtem Mergel und Wasser haben, dasselbe grau-schwartz- oder gelblicht werden muß, über das gläntzet etliches, als wenn es von einem Künstler wäre poliret worden, welchen Glantz Kircherus in seinem mundo subterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpeter, wormit das Stein-machende Wasser impraegniret sei, zuschreibet. Wie und warum dasselbe der Figur nach von einander unterschieden sei, habe ich schon in Vorhergehenden gemeldet, und wird dasjenige, welches keine gewisse Gestalt oder Form hat, von Herr Doctor Georg Wolffgang Wedeln, weit berühmtem Professore zu Jena, wenn er bei denen demonstrationibus simplicium davon discuriret, auff Griechisch ein aporphon das andere aber, so einem ganzen Thiere oder Theile davon ähnlich siehet, ein epporphon genennet, wie ich vormahls zu Jena als ein Studiosus medicinae aus seinem Munde gehöret habe. Der Härte wegen befindet man auch einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie ein Stein so feste ist, da hingegen ein anders keine solche Härte hat, auch zu Zeiten nur so wenig als ein blosser Mergel angetroffen wird, woran das steinichte Wasser Schuld ist; denn führet solches viel von einem solvirten Gyps-oder anderm Stein bei sich, so muß nothwendig dadurch ein sehr steinichtes und hartes mineralisches Gewächs generiret werden: Ist aber solches schwach, und bestehet mehr aus wässerichen als versteinernden Theilen, so wird auch die in Stein verwandelte Materie eine solche Härte haben, als die Krafft des steinichten Wassers oder Safftes gewesen; hierbei ist dennoch zu erinnern, wie dasselbe unter der Erden schwer und mürbe sei, auch nicht an die Zunge anklebe, wenn man daran lecke; weilen es noch zu viel Feuchtigkeit bei sich hat, welche erstlich über der Erden durch die Lufft verzehret und ausgetrocknet werden muß, so bald solches aber trucken worden, wird es nicht allein leichter und härter, sondern fället sehr scharff an die Zuge an, wenn jemand dieselbe darmit berühret, indem dasselbe seiner sehr trucknen Substantz wegen den an der Zunge klebenden Speichel, und mit demselben zugleich die Zunge, wie ein truckener Mergel und dergleichen, an sich ziehet. Einen sonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemeiniglich nicht, doch trifft man zu Zeiten einiges an, so ziemlich lieblich nach Quitten und andern Sachen riechet, und ist zu glauben, daß dasselbe solchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden bitumine bekommen habe, indem das steinichte Wasser in der Erde eine solche bituminosische Ader angetroffen, davon etwas auffgelöset, und nach der Materie des gegrabenen Einhorns geführet hat. Ebenfalls hat dasselbe auch keinen mercklichen Geschmack nicht, und wird man bei demselben leichtlich keinen andern Geschmack, als an einer Kreide ist, antreffen. Zur Artznei wird das weisse vor das beste gehalten, und am meisten gesuchet, welches aber auch rar und nicht so gemein als das andere ist; derowegen sich etliche sehr bemühen, durch Kunst auff gewisse Art dem grauen, schwartz und gelblichten eine weisse Farbe zuwege zu bringen, da es doch die weisse nicht alleine thut, dieweil solches zugleich inwendig ein Marck haben, und mürbe oder löchericht wie ein Bimstein sein muß, sonst dasselbe nicht besser als vor gedachtes ist; denn dasjenige, so nicht lucker und zart, sondern durch und durch feste als wie ein Stein ist, mit dem vorigen an Kräfften lange nicht überein kömmet, wie Boetius à Boodt de lap. & gemm. cap. 243 nicht ohne Ursache davor hält, weilen selbiges der Festigkeit wegen bei denen Krancken die schädlichen verdorbenen Feuchtigkeiten nicht so leicht als das andere absorbiren oder annehmen kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut, wenn er, um das gerechte von dem ungerechten zu unterscheiden, das gegrabene Einhorn in ein Geschirr mit Wasser leget, und dasjenige alsdenn vor gut hält, welches darinnen viele Bläsgen über sich wirfft, ob er schon die Ursach nicht weis, warum solches das beste sei, und woher solche Bläsgen entstehen; massen die Probe eine gewisse Anzeigung giebet, daß dasselbe mürbe sein müsse, denn weilen ein luckerichtes mehr pori oder Löcherchen als ein festes hat, so muß auch darinnen folglich mehr Lufft, als in dem andern enthalten, sein; ist nun also mehr Lufft in demselben vorhanden, so kan es auch nicht anders sein, als daß solches desto mehr Bläsgen verursache, denn dieselben von der Lufft herkommen, und nichts anders als eine von dem Wasser aus gedachten poris getriebene Lufft sind; je mürber also das gegrabene Einhorn ist, je mehr Bläsgen es über sich stösset, dahero auch die gemeinen Leuthe nicht irren, wenn sie dasjenige vor das beste halten, welches die meisten Bläsgen von sich giebet, hingegen aber dasselbe verwerffen, welches dergleichen gar nicht thut, und damit zu erkennen giebet, daß es so sehr feste sei, daß auch dieserwegen sich keine Lufft darinnen auffhalten, und solche Bläsgen zuwege bringen könne. Ob nun schon also vor gedachter massen das weisse und zugleich mürbe unicornu minerale seiner Reinigkeit wegen den Vorzug vor andern hat, so ist doch deswegen das graue, schwärtz- und gelblichte nicht zu verwerffen, wenn es nur mürbe und nicht allzufeste ist. Was die Würckung anbetrifft, so ist vor diesem, da es noch rar gewesen, aus Neugierigkeit ein grosses Wesen davon gemacht worden, nunmehr aber, da es gemein und häuffig zu haben, hat dasselbe Credit auch ziemlich verlohren, ausser dem, daß der gemeine Mann demselben, biß hieher unerhörte Kräffte zuschreibet aus dem einmahl gefaßten Wahn, daß es ein wahrhafftiges Einhorn sei. Ohnerachtet aber es also sich nicht mehr in seinen vorigen Æstim befindet, so ist es doch ein gutes Medicament, welches das Seinige in gewissen Fällen thut, wenn es nicht ohne Verstand, von Idioten und Pfuschern, gebrauchet wird; denn der Gebrauch desselben unterschieden und nicht einerlei ist, sondern, nachdem es an einem Ort gefunden wird, auch solches an sich selbst entweder hart oder weich ist, darnach bekömmet dasselbe auch insgemein seine Kräffte, derohalben Boetius à Boodt am vor angeführten Orte saget, wie das harte keine andere als ausdrucknende Krafft habe, da hingegen das mürbe die größten virtutes besitze. Aus diesen und allbereit gemeldeten Ursachen wird das harte mehr äusserlich als innerlich gebrauchet, das weisse aber hat seinen Nutzen so wohl äusserlich als innerlich; ob es schon gemeiniglich nur zum innerlichen Gebrauch gegeben und verordnet wird, und kömmet in der Würckung mit der terra sigillata überein, weil es auch absorbiret, adstringiret und den Schweiß treibet: dieserwegen ist dasselbe in denen Bauch- und Blut-Flüssen dienlich, wenn selbe nicht von einem motu naturae, und nicht moxnur, wie einesmahls ein ungelehrter Pfuscher gesaget, herrühren; in gifftigen ansteckenden Kranckheiten wird es ebenfalls gebrauchet, und lobet Franciscus Joël in seiner Practic. Tom. 5 l.c. das Hartzische als ein vortreffliches Schweis- und Gifft-treibendes Mittel sehr, wie denn auch dieserwegen das unicornu fossile mit unter das Bezoardische Pulver des seeligen Herrn D. Ludovici kommet, welches derselbe in seiner Pharmacia moderno seculo applicanda dissert. 1 p.m. 121 beschreibet, und guten Effect thut, wenn es gebührend adhibiret wird, und keine sonderbahre symptomatische Verstopffung des Leibes vorhanden sind, als welche sonst dadurch ob virtutem adstringendi vermehret werden. Aeusserlich dienet dasselbe in intertrigine oder den Fratt sein derer Kinder und erwachsenen Personen, wenn es pulverisiret und eingestreuet wird, auch kan man das subtil praeparirte zu denen flüßigen Trieff-Augen auff unterschiedene Weise gebrauchen. Letzlich vermahnet der seelige Herr Doctor Hoffmann in seinem clave Schroederiana lib. 3 cap. 8 & 179 p. 190: daß man das gegrabene Einhorn vorhero an Hunden oder andern Thieren probiren solle, ehe man dasselbe einem Menschen eingebe, weil es offte was Gifftiges bei sich führe, nachdem solches an Oertern sich befinde: welche cautela zwar nicht zu verachten, doch aber bei dem Hartzischen unnöthig zu sein scheinet; weilen dasselbe von langer Zeit an ohne solche Probe mit Nutz gebrauchet, und niemahls daran eine gifftige Eigenschafft verspüret worden, welches alles ich denjenigen Curiosis, so von der Beschaffenheit des gedachten Einhorus nichts oder wenig wissen, zu Gefallen in möglichster Kürtze habe berichten wollen, und kan derjenige Gelehrte, der mehr Nachricht hievon verlanget, solches bei denen von mir angeführten und andern Autoribus nachschlagen.

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