Ohne dieses zähfeste Bindemittel wäre der auf unsere Zeit überkommene statisch instabile Bergfried-Halbzylinder mit seinen z.T. überhängenden Bruchkanten und tiefen Rissen schon viel früher eingestürzt. Auf seiner Anhöhe inmitten des Friedhofs von Osterode und steil über den Häusern von Freiheit stellte er in seinem stark geschädigten Zustand ein latentes Risiko für die Bevölkerung dar (HOLZAPFEL & KOHNKE, 1990; KULKE, 1995). Untersuchungen der späten achtziger und frühen neunziger Jahre im Auftrag des Bauamtes der Stadt Osterode ergaben einen dringenden Sicherungs- und Sanierungsbedarf der Turmruine.

Theoretisch denkbare Alternativen zu derartigen Erhaltungsmaßnahmen waren gewesen:

  • Man überläßt das Bauwerk den natürliche Kräften des Verfalls. Dieser Weg    wäre aufgrund der Größe, der Lage und der stark vorangeschrittenen Zerrüttung des Objekts nicht zu verantworten gewesen.
  • Geordneter Abbruch der gewaltigen Mauervolumina, deren Gewicht von KULKE (1995, S.16) auf mehr als 8.000 t geschätzt wurde. Neben dem Verlust dieses bedeutenden Zeugnisses der Vergangenheit wäre ein derartiges Unterfangen auch wegen der besonderen Lage des Bauwerkes sehr teuer und technisch aufwendig gewesen.
Es war also der einzig vernünftige Weg, der ab Spätherbst 1995 beschritten wurde, nämlich die technische hochwertige Sicherung und Sanierung der Ruine unter möglichst weitgehender Erfüllung denkmalpflegerischer Forderungen.

Ziel dieses vorliegenden Textes ist, der Öffentlichkeit einen Einblick in den gefährlichen Ruinenzustand vor Beginn der Sicherungsarbeiten zu geben und besonders die durchgeführten Maßnahmen und die erzielten Ergebnisse allgemeinverständlich zu beschreiben und zu erklären. Diesem Ziel diente auch ein öffentlicher Vortrag des Autors im Ratssaal des ehem. Harzkornmagazins in Osterode am 19. Nov. 1998. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß die Berichterstattung über die Alte Burg durch die bis vor kurzem zwei Osteroder Zeitungen überwiegend sachlich und qualifiziert war.

Erhaltungszustand und Gefährdungspotential der Bergfriedruine vor Beginn der Maßnahmen
Wäre die Alte Burg unter Verwendung von Kalkmörtel, wie in großen Teilen Deutschlands üblich, erbaut worden, wäre der Bergfried-Halbzylinder sehr wahrscheinlich schon längst weitgehend eingestürzt. Üblicher Kalkmörtel neigt nämlich zum langsamen Vergrusen, außerdem braucht er zum Abbinden innerhalb so dicker Mauern wie bei diesem Verteidigungsbau durch die sehr eingeschränkte Kohlendioxid (CO2) -Zufuhr aus der Umgebungs- bzw. Raumluft bis zu mehrere Jahrhunderte.

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