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Aus der Geschichte des so genannten "Postneubaus"
auf dem Phillips

Sie sollten tarnen, was sich unter ihnen verbarg

Mit dem Namen "Postneubau" kann in Herzberg mancher Jüngere wahrscheinlich wenig anfangen. Es ist die Bezeichnung für ein Gebäude-Ensemble am Waldrand des "Phillips" in Richtung Elbingerode. Die Gebäude sehen aus wie ein Bauernhof mit spitzen Giebeln und Toreinfahrten. Als sie um 1938/1940 errichtet wurden, sollten sie tarnen, was sich unter ihnen verbarg: eine fast bunkerähnliche großzügig bemessene Kelleranlage.
In diesen Kellerräumen waren die gesamten Anlagen eines großen Umschaltwerkes der damaligen Reichspost für den Harzraum untergebracht. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Kelleräume zum Domizil für die umfangreiche Technik des Fernmelde-Knotenamts Herzberg, mit dem zahlreiche Ortsvermittlungen im Harz, Harzvorland und Eichsfeld verbunden waren.
Das Kellerdasein für das Knotenamt Herzberg hörte erst auf mit der Inbetriebnahme eines direkt neben dem "Bauernhof" errichteten neuen Knotenamtes, das um 1970 seinen Dienst aufnahm.


Sollte für Aufklärungflugzeuge wie ein Bauernhof aussehen: Der vom Volksmund so genannte "Postneubau" am Phillips hinter dem Schlossberg. FOTO: NINA JAHNEL

Die inzwischen total leeren Kellerräume aus den Jahren 1938/40 sind noch immer in einem guten Zustand. Klimaanlagen und Wasserversorgung funktionieren. Einige Räume sind total gekachelt und lassen erkennen, dass hier die großen Batterien standen, die bei Stromausfällen die Stromversorgung des damaligen Umschaltwerkes und späteren Knotenamtes sicherstellten. Die Telekom kann mit der Immobilie wenig anfangen. Sie sei, wie während einer Führung gesagt wurde, verkaufsbereit. Aber es gebe auch kaum Nutzungsmöglichkeiten. Verkaufen möchte sie nicht einzelne Gebäudeteile, sondern komplett. Das gilt auch für den "Bauernhof", der Aufklärungsflugzeuge irritieren sollte.

Zur Geschichte des Schlossberges in der Mitte des 20. Jahrhunderts gehört auch ein großer aus starken Rundhölzern erbauter Luftbeobachtungsturm am Waldrand des Weges zum Nüll. Von diesem Turm aus bestand während des Zweiten Weltkrieges Telefonverbindung zum Herzberger Rathaus, und zwar zu einem Kellerraum direkt hinter der großen Rathaustreppe am Markt.

Noch heute seien in diesem Raum Relikte der früheren Meldestelle vorhanden: Ein altes Telefon, ein Schreibtisch und zwei Stühle. Eine Karte, in der Deutschland während des Krieges in Planquadrate eingeteilt war, um Fliegeralarme von Planquadrat zu Planquadrat weiterzumelden, sei ebenfalls noch vorhanden.

nach einem Artikel im HarzKurier vom 28.07.2005

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