Alle Förster Bachläufe wären durchfurtet

Erinnerung an die zahlreichen Förster Bach- und Sösefurten

- von Werner Binnewies -

Ältere Heimatforscher, denen es an diesbezüglichem Schriftgut mangelte und somit auch an fundierten Kenntnissen, haben oftmals die irrige Meinung geäußert, dass der Ortsname Förste (Plattdeutsch Füeste) soviel wie Fahrstelle (plattdeutsch Führstie) oder gleich Furt bedeuten würde. Heute wissen wir sicher, dass unser Ortsname vom Germanengott Forseti hergeleitet ist. Dennoch sind in der „Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1784“ im ortsnahen Förster Bereich nicht weniger als fünf Sösefurten eingezeichnet, von denen zwei noch gut in Erinnerung sind. Die noch bis in die 60er Jahre funktionstüchtig erhaltene letzte hiesige Sösefurt lag unmittelbar unterhalb der sogenannten Nienstedter Sösebrücke. Sie ist erst in den letzten Jahrzehnten verödet.
Die andere Sösefurt wurde durch den „Sösestich“ und die damit verbundene Trockenlegung und Verfüllung des alten Flussbettes 1918 bis 20 aufgehoben. Diese Furt lag etwa zwischen den Grundstücken Lehmann-Ahrens und Woiwode. Sie gehörte zur verlängerten Wegeführung des Pfingstangers.
Die übrigen Sösefurten sind nicht mehr bekannt und in einer Landkarte dort eingetragen, wo sich heute die Brücke „In der Lake“, befindet. Desweiteren ist eine Furt ungefähr dort verzeichnet, wo früher die Kleinbahn die Söse überquerte. Und die nördlichste kann die alte Wegführung zum Nienstedter Krugberg durch die Söse geführt haben. An Furten durch unseren Mühlengraben weist besagte Karte drei aus. Und zwar für den Weg „Am Gantenplan“ (heute Neue Reihe). Eine weitere im Bereich der Grundstücke Renziehausen-Opperman und gegenüber Strebe-Biermann. Etwas südlich der heutigen Straßenführung. Die dritte ist in der Mühlenstraße zu suchen, wo früher allerdings gleich ein ganzes Bachbündel durchfurtet wurde. Diese drei Mühlengrabenfurten waren noch bis in die 60er Jahre gut befahrbar. Sie lagen jeweils unterhalb der dortigen Brücken. Die historisch interessanteste Furt war ohne Zweifel die in der „Wassergasse - Am Schlagbaum“, dort wo die beiden Bäche zusammenfließen. Hier floß die Söse und hier gab es einst die vom Fernverkehr am häufigsten frequentierte Furt. Diese Durchfahrt wurde von den von Oldershausen - so lautet die Überlieferung - unterhalten, wofür sie einen Furtzoll einzogen. Und noch immer ist an der Ostseite des Kraulschen Hoftores eine vermauerte Tür und ein Fenster zu erkennen. Relikte der einstigen Pförtnerloge.


Hier floss vor 300 Jahren die Söse und wurde von der älteren Nürnberger Straße durchfurtet.
Die Herren von Oldershausen erhoben einen Furtzoll. FOTO: GERHARD FEUERRIEGEL

Auch unterhalb der Brücke bei der ehemaligen Kalkmühle - zwischen den Grundstücken Otto und Töpperwien-Stach - gab es noch vor einigen Jahrzehnten eine Furt, die ebenso zum Austritt aus dem hier zum Teich erweiterten Bachbett diente, wenn zum Wochenende die Pferdegespanne des Oberen Hofes beim Grundstück Wedemeyer einreitend - hier früher ein Fußbad nahmen.
Beim Schwarzen Bären lagen die Verhältnisse fast ebenso, nur gab es hier, ebenfalls südlich der Brücke, eine Langfurt, die vorn an der Ortsdurchfahrt. Grundsätzlich vom Fahrverkehr durchfurtet wurde der Bach unweit der Stadtsparkasse. Ehe 1969 die Brücke gebaut wurde, gab es hier einen Fußsteg. Die Brücken „In der Wassergasse“ wurden vor etwa 90 Jahren von den Anliegern erbaut, wovon die westliche in den 70er Jahren von der Stadt erneuert wurde. Vordem gab es hier nur Fußstege und Furten. Dieselben Verhältnisse gab es „Am Wasser“ vor dem Grundstück Karl Ahrens, dessen Großvater die dortige Brücke um 1930 erbaut und mit dem Sinnspruch versah: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz.“ Auf einem Foto von 1898 wird „Im Winkel“ der noch offen fließende Lymbkesbach durchfurtet. Auch hier ist der Fußsteg zu erkennen und im Hintergrund das gewünschte Motiv, der Böttgersche Althof in noch vollständiger Erhaltung. Abschließend kann davon ausgegangen werden, dass früher alle Förster Bachläufe durchfurtet wurden. Im übrigen wären heute manche Furten wieder interessant, denn fast ein Dutzend unserer Brücken sind auf sechs Tonnen Traglast beschränkt. Nachgetragen sei, dass in besagter Landkarte der damalige Verlauf der Söse (1784) gut erkennbar wird. Dass sie bis 1918 südlich des Dorfes noch nach Osten zum Mühlengraben floss, ist bekannt, jedoch gab es 1784 auch noch sechs Inseln in der Söse. Eine davon südlich der Angermühle, eine unterhalb der Nienstedter Sösebrücke und vier beim alten Kiesschacht, was die Recherche des Verfassers stützt, dass der alte Kiesschacht aus toten Sösearmen bzw. Ausuferungen der Söse entstanden ist.

Quelle: HarzKurier vom 17.03.05

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