Samstag, 23. Mai 2015
Goslarsche Zeitung

REGION HARZ
Erlaubte Wunden in der Karstlandschaft
Umweltschützer sprechen von Natur-Zerstörung und kämpfen für bestehende Schutzgebietsgrenzen

Von Oliver Stade

Walkenried. Seit vielen Jahren baut das Unternehmen Saint-Gobain Formula Gips im Südharz ab. Naturschützer vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wollen die „weitere Zerstörung der Walkenrieder Gipskarstlandschaft verhindern“. Doch der Abbau geht weiter.
  Zwar enden die Arbeiten im Steinbruch Röseberg-Mitte Ende 2016. Doch schon Mitte 2016 beginnen Vorbereitungen am neuen Abbaufeld Röseberg-Ost. Die eigentlichen Arbeiten starten nach Einschätzung von Werkleiter Elmar Zimmer 2017. Die Beeinträchtigungen könnten dann zunehmen.
  „Wenn nicht aufgepasst wird, wird das neue Abbaufeld das Ortsbild in unmittelbarer Nähe des Klosters Walkenried optisch und akustisch erheblich beeinträchtigen“, warnt der BUND-Kreisverband Westharz.

Das Kloster in der Nähe
  Dabei liegt das neue Abbaufeld laut Rainer Scholz, Abteilungsleiter Naturschutz beim Landkreis Osterode, etwas weiter vorn Ort entfernt, nämlich 300 Meter statt wie aktuell nur 100. Auch die Entfernung zum Kloster Walkenried, das zum Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft zählt, sei mit 600 Metern größer als bislang.

Kalksteinabbau bei Walkenried am Röseberg-West.
Foto: Cornelius

Die Umweltschützer waren kürzlich zu einem Ortstermin in Walkenried und haben sich die Gipsabbau-Gebiete und Rekultivierungen zwischen Ellrich und Tettenborn angeschaut, um später mit Anwohnern über den Gipsabbau und dessen Folgen zu diskutieren.
  Bereits der laufende Abbau belaste nicht nur die Anwohner, sondern durch den Lärm auch weitere Walkenrieder. „Außerdem wird das Ortsbild durch das Abbaufeld erheblich beeinträchtigt“, heißt es in einer BUND-Mitteilung.
  Im neuen Abbaufeld Röseberg-Ost werde voraussichtlich 20 Jahre lang gearbeitet, meint der BUND. Die Genehmigungen würden sogar einen Zeitraum von 50 Jahren ermöglichen, berichtet Abteilungsleiter Scholz. Bei den Naturschützern läuten indes die Alarmglocken. Sie befürchten, dass der Gipsabbau „bald an die Grenzen der Naturschutzgebiete stoßen wird“. Beim Röseberg-Ost seien diese bereits verändert worden. Die Naturschützer wollen sich „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, die heutigen Grenzen der Naturschutzgebiete beizubehalten“. Direkt an die Abbaugebiete grenzen die geschützte Gipskarstlandschaft und der Südharzer Zechsteingürtel.
  Selbst Landkreismitarbeiter Scholz spricht von „Wunden, die in die Natur geschlagen wurden. Es sind aber erlaubte Wunden.“ An einer Stelle etwa haben sich Bagger in eine Fläche des „Grünen Bandes“ geschlagen, jenes Naturstreifens, der entlang der ehemaligen Grenze führt.
  Möglich ist dies, weil der Abbau per Kreistagsbeschluss in den 70er Jahren erlaubt wurde, indem ursprünglich dem Naturschutz gewidmete Flächen zur wirtschaftlichen Nutzung freigegeben wurden. Abteilungsleiter Scholz will den Landkreis Osterode dafür nicht als alleinverantwortliche Stelle sehen. Die Rohstoffabbaugebiete seien durch die Landesraumordnung festgelegt worden, sagt er.

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