Infoblatt zum bundesweiten Tag des Geotops 2009

Der Mackenröder Forst in der Gipskarstlandschaft Südharz
Niederterrasse über Hauptanhydrit

Dipl.-Geol. Firouz Vladi *

Beschreibung des Objektes
Der verkarstungsfähige jüngere Gips des Zechstein (Hauptanhydrit) ist unter einer mächtigen Schicht Flussterrassenkies der Weichselzeit verborgen. Der Kies wird langsam von Grundwasser durchströmt, welches in Richtung des Flüsschens Ichte fließt. Das Grundwasser löst in der Tiefe ständig Gipsgestein. Dadurch brechen trichterförmige Erdfälle bis an die Erdoberfläche. Sie sind oft mit Wasser gefüllt. Der Teichspiegel ist vom Grundwasserstand abhängig. Ein Absinken des Grundwasserspiegels hat einige der Erdfälle ausgetrocknet. Einige Erdfälle sind vermoort und später verlandet. Diese Stellen sind heute nur noch an ihrer Vegetation erkennbar. Alle paar Jahre bricht ein neuer Erdfall (Foto, 1995) ein oder ein bestehender sackt weiter ab. Die größeren Erdfälle messen bis zu 40 m Durchmesser. Der Sülzensee ist als nur leicht angestauter (Fisch-)Teich aus einem Erdfall samt Quellgruppe hervorgegangen. Auch in den nach Süden als Schichtstufe anstehenden unteren Buntsanstein sind zahlreiche Erdfälle hinein gebrochen, besonders am Fuße der Schichtstufe.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das trockene Flussbett der Steina. Dieses Flüsschen berührt, aus dem Harze kommend, bei Steina erstmals die Karstlandschaft und versinkt für mehr als 10 Monate im Jahr vollständig. Dann liegt die Oberfläche des begleitenden Grundwasserstroms hier im Mackenröder Forst um die sechs Meter unter dem Bachbett. Ein Teil des in den hiesigen Niederterrassenkiesen fließenden Grundwassers stammt bei höheren Wasserständen aus der Steina. Der überwiegende Teil entstammt den südlich angrenzenden Hängen sowie dem örtlichen Einzugsgebiet der hart westlich entspringenden und kontinuierlich fließenden Ichte, in die die Steina hier im Walde einmündet, meist aber ein trockenes Kiesbett aufweist. Das in den Erdfällen aufgeschlossene Grundwasser entstammt also der Ichte und dem Buntsandstein und fällt - außer bei Hochwasser - zum Grundwasserstrom der Steina ab. Der Verbleib der Wässer ist bisher unbearbeitet geblieben. Haase (1936) geht von einem Wiederaustritt am Salzaspring nach neunmonatiger Laufzeit aus. Krieg und Teilung haben für ein dreiviertel Jahrhundert die weitere Forschung in diesem hydrogeologisch spannenden Gebiet vereitelt, wo die Wässer auf westdeutscher Seite im Karst versinken und auf der östlichen Seite wieder austreten.

40 Jahre waren dieser Wald und dieses Geotop von der innerdeutschen Grenze zerteilt, was zu einer starken Beruhigung beigetragen hatte, so konnten hier die Wildkatze und der ebenso scheue und seltene Schwarzstorch siedeln. Durch den Wald führt nun die 1990 wieder verbundene B 243 sowie eine 1944/45 von KZ-Häftlingen errichtete, aber unvollendet gebliebene Reichsbahnhauptstrecke, die Helmetalbahn.

Der Wald ist wegen seiner Naturnähe und den zahlreichen durch die Erdfälle entstandenen Biotope für den Natur- und Artenschutz als Naturschutzgebiet gesichert und durch den Karstwanderweg Südharz erschlossen.

So stellt sich dieses hübsche Waldstück in eine Reihe mit drei Abschnitten gleichartiger "Fazies" im Landkreis Osterode am Harz, besser: Geotope, als bewaldete und von zahllosen Erdfällen durchlöcherte Ebenheit einer Niederterrasse auf Gips. Dazu gehören - ebenfalls am Karstwanderweg liegend - der Pöhlder Wald "Die Birken" nordöstlich von Pöhlde und das Lüderholz zwischen Osterode und Herzberg.


Abb. 2: Erdfallsee (Grundwasserblänke) im Mackenröder Forst

Welche Karten gibt es - Topographie, Geologie: Topogr. Karte 1: 25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa, Geol. Karte 1:25.000, Blatt 4429 Bad Sachsa, Geol. Übersichtskarte 1:200.000, Blatt CC 4726 Goslar, Geol. Karte Harz 1: 100.000, Sonderausgabe, geol. Landesamt Sachsen-Anhalt, 1998

Literatur zum Geotop: Führer zum Karstwanderweg Südharz, Förderverein Karstwanderweg Landkreis Osterode a. H.
GEOPARK Harz, Landmarke 11, Regionalverband Harz 2004
Haase, H. (1936): Hydrologische Verhältnisse im Versickerungs-Gebiet des Südharz-Vorlandes.- Inaug.-Diss., 218 S., 26 Textabb., 9 Taf., 2 Anl., Math.-Naturwiss. Fak., Georg-August-Univ. Göttingen
Priesnitz, K. (1969): Das Nixseebecken, ein Polje im Gipskarst des südwestlichen Harzvorlandes.- Jhh. Karst- u. Höhlenk. 1968/69 (Der Südharz - seine Geologie, seine Höhlen und Karsterscheinungen), H. ); S. 73-82, 2 Abb.; München
Vladi, Firouz et al. (2000): Der Bau der Helmetalbahn - Ein Bericht von der Eisenbahngeschichte, den KZ-Außenlagern der SS-Baubrigaden, Zwangsarbeit im Südharz in den Jahren 1944-45 und den Evakuierungsmärschen im April 1945 - Hrsgg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Spurensuche in der Südharzregion, 14 S., II + 37 Abb.; Duderstadt (Mecke).

Was kann man sonst noch besichtigen: ca. 1 km nördlich: ehem. Zechstein-Riff (Naturdenkmal) "Römerstein".

Handelt es sich um ein Naturschutzobjekt: ja

Was gibt es zu berücksichtigen: Das NSG soll nur auf den Wegen betreten werden.

Geländeeigentümer: überwiegend Forstgenossenschaft Mackenrode

Wo kann man essen, übernachten: Zahlreiche Gasthöfe und Hotels in Bad Sachsa, Jugendbildungsstätte Tettenborn mit Cafe LunaLu, Alter Grenzkrug in Nüxei

Internet-Adressen: www.lbeg.de/geologie/anwendungsgebiete/objektliste-geotope.htm , www.dgg.de , www.geo-top.de , www.geotope.de , www.karstwanderweg.de

Herausgeber und Fachbehörde für den Geotopschutz: Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Stilleweg 2, 30655 Hannover, Tel.: 0511 -643-0, 0511 -643-2304, www.lbeg.niedersachsen.de

LBEG-Codierung: Geotop xx-xx, TK25: 4429, R: H:, Verantwortlich: LBEG: Dr. Heinz-Gerd Röhling

* Dipl.-Geologe Firouz Vladi, Düna 9a, 37520 Osterode am Harz, vladi@karstwanderweg.de

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