Die Stollen der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora im Nordhäuser Gips lohnen einen Besuch

Das geheime Nazi-“Mittelwerk” bei Niedersachswerfen in Thüringen war mit ca. 120.000 m² Fläche 1945 die wohl größte unterirdische Rüstungsfabrik Europas. Nach dem alliierten Angriff auf Peenemünde und die dortige V-Waffenproduktion wurde das Peenemünder Werk 1943 in den Kohnstein verlegt. Zeitgleich entstand das KZ Mittelbau-Dora, zunächst als Buchenwald-Außenlager, später als eigenständiges Lager. Im Dezember 1943 wurden die ersten drei Raketen fertiggestellt, weitere 52 folgten im Januar 1944. Neben den V2-Raketen wurden mit dem Kriegsverlauf auch andere Werke in die Stollen verbracht, so die Junkers-Flugzeugwerke aus Dessau. 1943 begann die Geschichte dieses KZ mit 108 Häftlingen; bis Ende 1944 wares es 34.000, die hier unter bestialischen Bedingungen arbeiten mussten oder “durch Arbeit vernichtet wurden”. Die Zahl der Ermordeten wird auf ca. 20.000 geschätzt. Nach Evakuierung des Lagers kamen im April 1945 erstmals US-Soldaten in den Stollen. Obwohl die Existenz der “Höhlenanlage” vorher geheimdienstlich aufgeklärt wurde, war man sich - jedenfalls bis zum ersten größeren Luftangriff auf London - über das Mittelwerk noch unklar. Die “Wunderwaffengeschichte” wurde nach 1945 im Rahmen der US-Aktionen “Overcast” und “Paperclip” zur Überführung deutscher NS-Rüstungserfahrungen in das amerikanische Raktenprogramm bekannt. Später rückte die Sowjetunion in Thüringen ein und wertete die von den Amerikanern zurückgelassenen “Reste” so effektiv aus, dass auch das UdSSR-Raketenprogramm ganz wesentlich auf der Peenemünde- Mittelwerk- Technologie aufbaute.

Teile der Stollen sind der Öffentlichkeit im Rahmen einer Führung über das KZ-Gelände zugänglich. Kontakt:
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, 99734 Nordhausen, Tel. 03631/4958-0, Fax 4958-13, Gedenkstaette.Mittelbau-Dora@t-online.de.

Friedhart Knolle

Erreichbarkeit:
Haltestelle 1 Busbahnhof Nordhausen; mit der Harzquerbahn bis Haltepunkt Nordhausen-Krimderode, dann 900 m Fußweg.
Mit dem Auto: B 4 Nordhausen Richtung Magdeburg, der Beschilderung folgen. Öffnungszeiten: Oktober - März tgl. 10-16 Uhr, April - September tgl. 10-18 Uhr.
 

Jüngere Literatur :

Bornemann, M. (1994): Geheimprojekt Mittelbau.- Bernhardt & Gräfe Verlag, Bonn

Eisfeld, R. (2000): Mondsüchtig: Wernher von Braun und die Geburt der Raumfahrt aus dem Geist der Barbarei.- Rowohlt, Reinbek

Hochmuth, P. (2000): Der illegale Widerstand der Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora.- GNN Verlag, Schkeuditz

Neander, J. (2000): "Hat Europa kein annäherndes Beispiel" - Mittelbau-Dora - ein KZ für Hitlers Krieg.- Metropol Verlag, Berlin

Wagner, J.-C. (2001): Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora.- Wallstein-Verlag, Göttingen

Mouton, A. (2000): Unverhoffte Wiederkehr aus dem Harz.- Verlag Julius Brumby, Goslar

Weitere Informationen im Internet unter : www.dora.de


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