Blick nach Harzungen

Vom Karstwanderweg aus blickt man nach Harzungen in das Auslaugungstal. Auf der anderen Talseite gibt es keine auslaugungsfähige Gesteine mehr. Das vom Harz herunterrinnende Oberflächenwasser hat im Verlaufe von Jahrtausenden das Sulfatgestein aufgelöst und hinweggeführt. Dabei ist ein großes harzrandparalleles Auslaugungstal entstanden. Seine südliche Talseite, auf der sich der Standort befindet, bildet die Auslaugungsfront. Hier stehen Gipse und Anhydrite an, die weiterhin der Auslaugung ausgesetzt sind.

Der Karstwanderweg zieht sich über eine Hochfläche. Gips, Auslaugungsreste und der Hauptdolomit stehen an der Oberfläche an. Der Hauptdolomit hat das darunterliegende Sulfatgestein vor der Auslaugung bewahrt. An vielen Stellen ist er jedoch abgedeckt. Große Risse und Sprünge haben die Schichtpakete zerrissen und die dabei entstandenen Blöcke gegeneinander verschoben. Bei einer Wanderung über die Hochfläche kann man einen ständigen Wechsel des anstehenden Gesteins beobachten.

Auf der Hochfläche, wie auch an ihren Rändern, gibt es zahlreiche kleine Gipsbrüche. Die südliche Talflanke zwischen Krimderode und Rüdigsdorf nennt sich "Kalkberge". Dieser Name weist darauf hin, dass hier seit langen Zeiten Gips (schwefelsaurer Kalk) gebrochen wurde. Steile Wände von alten Steinbrüchen belegen das.

Bei einer Fehde zwischen der Stadt Nordhausen und den Grafen von Hohnstein wurde der Ort Harzungen 1366 geplündert und zum Teil zerstört.

Die Kirche ist dem Heiligen Andreas geweiht. Da nach der Reformation die Gemeinde keinen eigenen Pfarrer bezahlen konnte, kam Harzungen als Filiale nach Neustadt. In unmittelbarer Nähe der Kirche unter der Dorflinde von Harzungen liegt der Dorf- oder Gerichtsstein. An diesem Stein unter der Linde wurde im Mittelalter das Dorfgericht abgehalten. Verhandelt wurden kleine Streitigkeiten aus dem Dorfleben. Der Verurteilte hatte oft seine Strafe in Bier zu bezahlen, das dann auch bald von der gesamten Gemeinde verkostet wurde.

Auf dem Kirchberg stand bis 1412 die Kirche des Dorfes Bischofferode. Sie war Johannes dem Täufer geweiht und wie das Dorf im sogenannten Fleglerkrieg zerstört worden. Die Bewohner zogen nach Niedersachswerfen. Das ehemalige Dorf lag am Krebsbach unweit der heute nicht mehr vorhandenen Johannismühle. Im Mittelalter war die Kirche mit einer Mauer umgeben, deren Reste sowie die Fundamente der Kirche noch heute gut zu erkennen sind. Eine Sage berichtet von einem Mädchen, das auf dem Berg Schweine hütete. Dabei wühlten die Tiere eine Glocke aus der Erde. Sie wurde später in der Kirche von Niedersachswerfen aufgehangen.

Am 01.04.1944 wurde am Rande des Ortes ein Nebenlager des KZ Mittelbau-Dora mit dem Decknamen "Hans" errichtet. Die Häftlinge wurden zum Teil zum Eisenbahnbau bzw. im Kohnstein bei der Produktion der V1 und V2 eingesetzt.

Im 18. Jh. erlangte der Harzunger Alabaster große Bedeutung. In dieser Zeit wurde er hauptsächlich nach Berlin und Leipzig transportiert, wo er vor allem von Tischlern zur Herstellung von Verzierungen an Möbeln verwendet wurde. Später wurde der Alabaster auch in heimischen Betrieben zu Bildsäulen und Grabmalen sowie Fenstern und Kamineinfassungen verarbeitet. So förderten im Christiansstollen in der Gemarkung Günsdorf 1922 8 Arbeiter 535 t Alabaster, wobei die Tonne für 2.941 Mark verkauft wurde. In der Inflationszeit von 1924 förderten 4 Arbeiter im selben Stollen 240 t, wobei die Tonne für 17 Reichsmark abgesetzt wurde.

Südlich des Karstwanderwegs liegt die wunderschöne "Rüdigsdorfer Schweiz", die sich zum erwandern anbietet.

Für den Lukullus hier ein empfehlenswertes Rezept aus der Region.

 

Idealisierter Schnitt in das Auslaugungstal

GPS-Koordinaten
N 51.5440° E 10.8040°

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