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Andreas Klaproth, unser bäuerlicher Chronist, berichtet, daß schon am Tage nach der Schlacht von Jena und Auerstädt die geschlagene preußische Armee von Gieboldehausen her den Rotenberg in wilder Flucht durchschritt. Der Warenverkehr mit schweren Wagen wurde von Gieboldehausen um den Rotenberg herum über Wulften geleitet, während die leichteren zweiräderigen Karren den Richteweg über Hattorf eingeschlagen haben. Der Reiterverkehr schnitt den Umweg über Wulften überhaupt ab. Könige, Herzöge, Ritter, Reisige und die päpstlichen Gesandten, die von Rom nach Stockholm reisten, benutzten den Richteweg durch den Rotenberg, den "Herrenweg", wie er einstmals genannt wurde. Die Nürnberger Straße erlebte ihre Blütezeit während der Hanse im 14. und 15. Jahrhundert. Zehntausende von Lastwagen und anderen Fuhrwerken passierten alljährlich diese überaus frequentierte Straße, die nach unseren Begriffen nichts mit den heutigen Straßen gemeinsam hat.

Nicht minder bedeutungsvoll war die wirtschafts-geographische Bedeutung der ebenso alten "Leipziger oder Nordhausischen Heer und Handelsstraße", die von Brabant und Flandern kommend, den Niederrhein kreuzend und die westfälische Tieflandbucht durchschneidend nach Überwindung des Sollings unsere engere Heimat bei Northeim erreichte. Sie führte weiter über Nordhausen und Halle nach Leipzig und von dort durch Schlesien und Polen nach Rußland. In großen gesicherten Geleitzügen wurden auf dieser Straße kostbare Stoffe aus England und den Niederlanden, seltene Spezereien, Mandeln, Rosinen und Honig und Wachs befördert.

Diese Straße erschien Königen, Herzögen und Grafen so wichtig, daß sie an ihr um die Jahrtausendwende schon gesicherte Pfalzen und Klöster (Walkenried, Pöhlde, Katlenburg, Northeim), ragende Schlösser (Scharzfeld, Herzberg, Katlenburg) und befestigte königliche Höfe (Hattorf, Wulften) anlegten. Dicht vor dem Dorf lag an dieser Straße der "Königsstuhl", die Gerichtsstätte.

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