3/6
Der Leinsamen, der nicht zur Aussaat bestimmt war, wurde in der Wulftener Ölmühle geschlagen. Man erhielt daraus Leinöl und Ölkuchen. Letzterer wirkte Wunder, wenn er an junge verkümmerte Schweine verfüttert wurde.

Da der Samen beim Flachsraufen noch nicht ganz ausgereift war, wurde die Keimkraft mit jedem Jahr geringer. Im 4. Jahre wollte er schon nicht mehr auflaufen. Man war also gezwungen, alle drei oder vier Jahre neuen Lein zu kaufen. In Hattorf bevorzugte man den russischen Lein, d.h. Saatgut, welches unter härteren klimatischen Bedingungen in den russischen Ostseeprovinzen (Litauen, Lettland, Estland) gewachsen war. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts schätzte man die Aussaat an Lein im Königreich Hannover alljährlich auf etwa 14400 Himbten oder 36000 Tonnen. Davon war etwa die Hälfte importierter Lein. Die Tonne wurde zu 4 Himbten gerechnet und in normalen Zeiten mit 12 Talern bezahlt. Die für Lein ins Ausland gehende Summe wurde damals mit 28800 Talern geschätzt. In Kriegszeiten kletterten die Preise sehr in die Höhe. So kostete, wie Heinrich Andreas Klaproth in seiner Chronik berichtet, die Tonne russischer Flachs im Jahre 1804  21 Taler, ein Jahr später bereits 23 Taler. Klaproth beklagt auch die Verfälschungen des Saatgutes mit solchem von geringerer Keimkraft. Der Betrug lohnte sich, kostete doch der Himbten Lein (=40 Pfund) hiesiger Ernte nur 2 1/2 Taler, der russische hingegen das Vier- bis Fünffache!

Das Leinöl fand im Haus vielfache Verwendung. In mageren Zeiten half es die Fettlücke schließen. Man benutzte es auch wohl zu Beleuchtungszwecken. Es wurde auch zu Firnis gekocht, der wiederum das Grundelement der Ölfarbe war. Bei reicher Ernte und in größeren Betrieben wurde der Lein wohl auch gekocht und den Fohlen und Kälbern als Futter gereicht. Die Tiere gediehen prächtig dabei. Sie wurden, wie man in Hattorf sagte, "blank".

Impressum / Datenschutz