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Wir reden heute vielfach von den sogenannten "guten, alten Zeiten"! Welche Zeiten sollen das eigentlich gewesen sein? Vielleicht waren es ja diese: bis 1914 - also fast 45 Jahre wurde HATTORF von Kriegen verschont.

Wenn wir uns nun aber einmal das "Normal-Leben" bis zum letzten Viertel des 19ten Jahrhunderts der Dorfbewohner anschauen, kommen wir automatisch zu dem Schluß, und das zwangsläufig, daß es die guten alten Zeiten nicht gegeben haben kann.

Die Bevölkerung lebte vom Ackerbau, der Viehzucht und dem Weben von Stoffen (Leinen oder wie man früher in HATTORF sagte: "Linnewand") Absolut unfaßbar stehen wir heute den seinerzeitigen Tagesablauf dieser Menschen gegenüber:
Um 2 oder 3 Uhr ist die Nacht zu Ende. Männer, Frauen und ältere Kinder gehen auf die Dreschdiele. Bis um 8 Uhr haben ein Dutzend Personen etwa 80 Garben Getreide gedroschen. Dann geht der Großvater mit den jüngeren Kindern von 8 bis 10 Jahren auf die Diele und reinigt die Frucht. Während der Zeit ist die "Nachtschicht" damit beschäftigt, den Acker zu bestellen, mit einem Gespann (meist zogen Kühe den Wagen) Holz aus dem Rotenberg zu holen, oder Lohnfuhren zu erledigen.

Danach, wenn sie rechtzeitig am Nachmittag zurück waren, wurde die gereinigte Frucht auf den Boden getragen. Wenn diese Arbeit erledigt war, setzten sie sich an den Webstuhl, um Leinen aus dem selbst angebauten und bearbeiteten Flachs zu weben. Und das etwa bis 21 Uhr. Das Leinen war überwiegend für den Eigenverbrauch bestimmt, aber auch zum Verkauf, z.B. in Osterode oder Herzberg. Für den Erlös brachte man dann von dort irgendwelche dringend benötigten Artikel mit, die es in HATTORF nicht zu kaufen gab. Die Frauen saßen jede freie Minute am Spinnrad und stellten das Garn her.

Diese Tagesabläufe wurden überschattet von dem Druck der Abgaben und der Besorgnis, diese rechtzeitig leisten zu können.

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