Auf den Wahlzetteln erschienen jedoch über 10 Parteien. In der Zeit von 1931 - 33 fanden fast in jedem Jahre 2 - 3 Wahlen statt. Es ging politisch hoch her, aber keine Wahl führte zum Erfolg einer gesunden Regierungsbildung. Im Jahre 1930 kamen zum ersten Mal von auswärts Mitglieder der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in unseren Ort und im Laufe der Jahre wurde diese Partei - wie überall - auch in unserem Orte die größte Partei. Schlägereien und Plakatentfernung der gegnerischen Parteien waren die Mittel, mit denen die politische Auseinandersetzungen erfolgten. Zu diese Zeit war auch das Tragen von Spazierstöcken und feststehenden Taschenmessern verboten.

Die NSDAP entfaltete eine ungeheure Propaganda. In geschickter ausgeklügelter Propaganda mit vermischten Drohungen verstanden es die Redner, das Volk zu beeinflussen. Die ersten Mitglieder waren meistens solche, die wirtschaftlich vor dem Ruin standen und in der großen Wirtschaftskrise nach einem Ausweg suchten.

D e r   A u f s t i e g   d i e s e r   P a r t e i   i s t   n i c h t   d e r   U n f ä h i g k e i t
d e s  d e u t s c h e n   M e n s c h e n   z u z u s c h r e i b e n,  s o n d e r n   d e r
u n g e h e u r e n   N o t,  d i e  d a m a l s  b e s t a n d.

Alle glaubten auf dieser Ebene einen Ausgleich zu finden. Die Not war zu groß: in Hattorf allein waren besonders im Winter an die 400 Menschen arbeitslos, meist Männer. Hitler verstand die Not zu nutzen. Kommunisten, auch vor allem Sozialdemokraten wurden als Verbrecher und Verräter bezeichnet. Als Gegner einer Religion versuchte er, die Menschen von ihrem Gewissen zu entbinden, um jene mordwilligen Menschen zu haben, die er allein zur Tötung der 5 Millionen Juden nötig hatte. Wir Deutschen sind nicht schlechter als ein anderes Volk. England hatte seinen Cromwell, Frankreich seinen Napoleon, Rußland seinen Iwan den Schrecklichen. Der Teufel Hitler malte den Teufel an die Wand und trieb damit alle in seine Armee. Es wurde eine SA (Sturmabteilung) gegründet, die in festen uniformierten Verbünden in Erscheinung trat, die auch in auswärtigen Orten, z.B. in Lauterberg bei Haussuchungen eingesetzt wurde. Keiner von diesen Gläubigen und Mitläufern wußte, was in Wirklichkeit auf dem Spiele stand. Als Hitler dann 1933 ans Ruder kam, wurde ein großer Fackelzug durch den Ort veranstaltet.

Im Mai 1933 wurden alle anderen politischen Parteien aufgelöst bzw. gleichgeschaltet. Ich selbst bekam als damaliger Ratsherr und Kandidat der SPD ein Schreiben, in dem ich meiner Ämter enthoben wurde, wie alle meine Fraktionskollegen. Die Führer der Opposition mußten sich jeden Tag bei der Polizei melden und wer sich nicht einfügte, wurde dementsprechend behandelt.

Schon nach einigen Jahren fielen viele der ersten Mitglieder von dieser Partei ab, weil sie nicht für die Folgen dieser Politik verantwortlich werden wollten. Bei der Machtübernahme Hitlers wurden bei den Führern der Opposition Hausdurchsuchungen abgehalten.